Der Gaspedal-Fanatiker Monjek Rosenheim, Stadtzürcher FDP-Gemeinderat, darf wieder einmal seine abstrusen Velohasser-Tiraden im Auto-Anzeiger (früher Tages-Anzeiger) vom 19.9.09 plazieren. Mit massiv falsch interpretieren Unfallzahlen will er einmal mehr die Velofahrenden aus der Stadt verdrängen – und macht klar, um was es geht: allen Platz den Autos.
Fakt ist: nur bei einem sehr kleinen Anteil von verunfallten Velofahrenden sind auch tatsächlich die Velofahrenden schuld (und auch dies nur im Sinne des Strassenverkehrsrecht) – spannend wäre, wie viele Unfälle wegen der Geistesgegenwart und Reaktionsschnelligkeit der Velofahrenden verhindert werden konnten. Als legalistischer Velofahrender muss ich jeden Tag mehrfach auf mir eigentlich zustehende Vortrittsrechte verzichten, sehe den Velostreifen von irgendwo auf der Strasse herumirrenden Autos blockiert, stelle fest, dass Polizei und Kurierdienste Velostreifen geradezu systematisch als Abstellfläche brauchen, dass auch bei Baustellen Velostreifen als nichtexistent betrachtet werden.
Das Velo ist in der Innenstadt bis weit in die Aussenquartiere und sogar in die Hügel hinein das schnellste Verkehrsmittel, auch bei legalistischer Fahrweise. Das Velo ist zudem ziemlich führend in Sachen Umweltverträglichkeit. Es ist klar festzuhalten: der Betrieb von Autos ist definitiv illegal, angesichts der erheblichen und massiven Überschreitungen der gesetzlichen Grenzwerte beim Lärm, bei den Luftschadstoffen, beim Energieverbrauch und bei den Treibhausgasen!
Der Begriff des Velorowdys ist definitiv Mache. Es mag sein, dass es rücksichtslos Velofahrende gibt – im Sinne der üblichen Normalverteilung wird nicht nur bei den Velofahrenden unterschiedliches Verhalten sichtbar. Wichtig dabei, was regelmässig in Zeitungsberichten oder Umfragen zum Vorschein kommt: viele Menschen trauen sich in der Stadt nicht mit dem Velo auf die Strasse! Es braucht mindestens ein gesundes Mass an Selbstvertrauen, aber auch an Leidensfähigkeit, um als Velofahrender einigermassen zügig durch die Stadt zu kommen und dabei an Leib und Seele nicht geschädigt zu werden.
Das Auto ist mit Sicherheit nicht wirklich zukunftsfähig. Es verwundert immer wieder, dass ausgerechnet die FDP, die sich ihrer klugen Köpfe rühmt, gerade im Bezug auf den Strassenverkehr Steinzeit- oder Betondenken in den Vordergrund stellt. Herr Rosenheim, beachten Sie bitte: Tatsache ist, dass die Velofahrenden angesichts der verkehrstechnischen und ökologischen Vorteile heute viel zu wenig Raum auf der Strasse haben. Die Strassenverkehrsregeln sind für mehrtonnige und relativ immobile Blechkisten erstellt worden – sie passen schlicht nicht für Velofahrende, deren Vehikel weniger Platz braucht als sie selber. Es ist eine banale Sache: wenn das Velo entsprechend den Vorteilen gefördert wird, braucht es viel viel weniger Platz für Autos. Eine zukunftsgerichtete Verkehrspolitik muss zwingend zulasten der Autofahrenden gehen.
Und wahrscheinlich entsteht hier das Problem: Autos sind extrem teuer angesichts ihrer hauptsächlichen Verwendung als Stehzeug – damit dieser nicht-nachhaltige Automarkt überhaupt funktioniert, müssen Autofahrende im Glauben belassen werden, ihr Verhalten sei sinnvoll und nützlich. Da darf es nicht vorkommen, dass auch über längere Strecken das Velo real schneller ist als das Auto! Herr Rosenheim muss die Velofahrenden schikanieren, damit Autofahren machbar erscheint. Allerdings hat dies nichts mehr mit Verkehrspolitik zu tun, sondern ist reine Strukturerhaltung und Verhinderung eines Wertewandels – wie wesentliche Teile der FDP-Verkehrspolitik!
Wenn nun die Polizei Velofahrende zu büssen beginnt, die eine zweckmässige Interpretation der Strassenverkehrsregeln praktizieren, so ist dies letztlich ein Eingeständnis, dass die Stadt Zürich im Verkehrsbereich weiterhin klimaschädigendes, luftverschmutzendes, lärmiges (und somit illegales) Verhalten fördert und dafür bereit ist, einen der effizientesten und schonendsten Verkehrsträger zurückzudrängen!
Wer ist der Verfasser diese ökoterroristische Artikel?
Kein Mumm sich zu outen?
umweltnetz.ch wird seit mehr als 10 Jahren von Toni W. Püntener betrieben – das steht oben auf jeder Seite. Wenn differenzierte und begründete Argumentation für eine neue Verkehrspolitik Ökoterror sein soll…
Meine Erfahrung: wer sich so äussert, hat ein extrem schlechtes Gewissen bezüglich des eigenen Verhaltens und überdeckt dies mit derartigen extremen Disqualifikationen