Mobilfunkantennen: Unser Umgang mit neuen Technologien

Immer wieder hat es die Gesellschaft mit neuen Technologien zu tun. Dabei läuft das immer gleiche Muster ab: Eine neue Erfindung verheisst eine wundervolle Zukunft. Irgendwann kommen mahnende Stimmen auf, verweisen auf die möglichen Schatten der gleissenden Neuigkeit. Sind dann nach Jahren die Schattenseiten der Medaille bekannt und allgemein anerkannt, hat sich die Neuigkeit bereits etabliert und hat neue Realitäten geschaffen.

Unsere Gesellschaft hat sich daran gewöhnt, zuerst die Verlockungen gezeigt zu bekommen und erst viel viel später die Rechnung bezahlen zu müssen. Ich staune immer wieder, dass wir es noch nicht geschafft haben, verbindliche Regeln für die Einführung neuer Technologien zu finden. Die Entscheidungen über neue Technologien ist den Shareholdern und ihren Marketing-Leuten überlassen. Bis die Öffentlichkeit und insbesondere die Politik reagiert, sind bereits neue Sachzwänge geschaffen worden.

Diese Nachlässigkeit kostet die Öffentlichkeit unerhörte Geldbeträge. Irgendwer muss ja die nicht gedeckten Kosten, diese externe Kosten, übernehmen. Es ist davon auszugehen, dass Steuerfuss und Staatshaushalt wesentlich günstiger aussehen würden, wenn hier eine vorausschauende Politik betrieben würde.

Zwei Elemente dazu:

  • Da wäre etwa die Beweislastumkehr: Niemand kann zur Zeit beweisen, dass Mobilfunkantennen und Handies absolut unbedenklich sind. Und nur das möglichst vollständige Wissen über die Risiken dieser Technologie erlaubt eine einigermassen nachvollziehbare und transparente Abschätzung der Folgen. Dies ist umso wichtiger, als neue Technologien für den Mobilfunk zur Anwendung kommen werden (UMTS). Ebenso steht bereits die Funkverbindung zwischen dem Telefon zu Hause und der Telefonzentrale (DLL) vor der Markteinführung, weil die Telekomliberalisierung neue Blüten treiben will. Die bis anhin bezahlten Beträge für die Lizenzen dieser Technologien lassen beste Voraussetzungen für die Share holder erwarten, da sollte auch noch etwas für die Erforschung der Auswirkung dieser Technologien auf Mensch und Umwelt drin liegen.
  • Ebenso nötig für die Technologiepolitik ist die Einführung der unbegrenzten Schadensdeckung. Die Erfahrung zeigt, dass Versicherungen sich sehr gut für die Risikoanalyse eignen. Eine Versicherungspolice für die unbegrenzte Schadensabgeltung aller denkbaren Folgen der Mobilkommunikation ist das Minimum, was aus gesellschaftlicher Sicht zu verlangen ist. Eine solche Police ist zudem ein markttaugliches Instrument, um mögliche Risiken in Frankenbeträge umzusetzen. Auch in der Mobilkommunikation braucht es Kostenwahrheit und Verursacherprinzip!

Die Einführung neuer Technologien erinnert mich an das Gedicht vom Zauberlehrling, der die Geister nicht mehr loswird, die er gerufen hat. Goethe konnte dichterisch das Problem nur mit dem herbeieilenden Meister lösen. Da dieser poetische Kniff in der Realität nicht zur Verfügung steht, braucht es ein Moratorium und eine Bewilligungspflicht für neue und die Änderung bestehender Mobilfunkantennen – und selbstverständlich auch ein Moratorium auf der Nachfrageseite!

 
Natel – Handy –
Mobilfunkantennen – Elektrosmog – ein Beispiel aus der Politik

Die Antennen für den Mobilfunk – oder Natel, Handys
etc – sind in der Öffentlichkeit ein aktuelles Thema.

Die Grünen im Zürcher Kantonsrat haben am 7. Juni 1999 zur
Bewilligungspflicht solcher Anlagen ein Postulat eingereicht. Der
Regierungsrat war bereit, das Postulat entgegenzunehmen.

An der Sitzung vom 11. Oktober 1999 hat der damalige Kantonsrat Christian Bretscher den Antrag auf Diskussion gestellt. Das ist selbstverständlich ein gutes und demokratisches Recht. Was hat dies zur Folge?
Das Postulat blieb auf der Traktandenliste und wurde erst am 6. März 2000 behandelt und darauf mit 66:49 Stimmen abgelehnt.

Im übrigen: Die von Christian Bretscher angegebene Geschäfts-Telefonnummer ist die gleiche wie die auf der Kontakt-Seite von www.antenne.ch – ein PR-Ableger der Handy-Natel-Antennen-Lobby. Diese Internet-Seite hat es nötig, im Meta-Tag fünfmal das Wort Elektrosmog aufzunehmen, um dieses Thema mit einer unsäglichen Schnodrigkeit, Beschönigung und Oberflächlichkeit abzuhandeln!

P.S. Mobilfunkantennen braucht es ausschliesslich für die Handy-BenutzerInnen. Als kleines Denkmodell: Stellen Sie sich vor, was wäre, wenn die Mobilfunk-Strahlung tatsächlich zu erheblichen Gesundheitsstörungen führen würde. Was wären die Alternativen? Zum Beispiel unter anderem öffentliche Telefonkabinen. Nur werden diese zur Zeit kräftig abgebaut!