Gehen Umweltschützer auf den Geist?

Bastien Girod, Nationalrat der (jungen) Grünen, hat Anfang Dezember den FYYFFA des Szene-Magazins „Rockstar“ – als nervigster Zürcher des Jahres 2008 (Zitat Auto-Anzeiger, vormals Tages-Anzeiger vom 7.12.08). Nerven UmweltschützerInnen, und wenn ja, warum? Klar ist: dieser Preis sagt mehr aus über die LeserInnen von Rockstar als über Bastien Girod.

…die Umweltschützer selbst gehen auf den Geist, weil sie einem immer ein schlechtes Gewissen machen… Dieses Zitat des Rockstar-Chefredaktors Michael Rechsteiner – ergänzt mit dem Allgemeinplatz Umweltschutz ist natürlich eine gute Sache – macht relativ vieles klar. Diese redegewandten UmweltschützerInnen wie beispielsweise eben Bastien Girod oder die grüne Kantonsrätin Gabi Petri machen darauf aufmerksam, dass Umweltschutz, auch Klimaschutz, sehr viel mit dem ganz normalen Alltagshandeln zu tun hat. Ich, Du, er, sie, wir, Sie, Ihr, sie sind alle gefordert, durch ganz persönliches Handeln mehr oder weniger grosse Beiträge zu leisten zum Schutz des Lebensraums der Menschen, zum Schutz des Planeten Erde.

Zum Beispiel beim Kauf eines Kühlschranks – nicht erst im Laden durch die Energieetikette darauf aufmerksam werden, dass ein solches Ding Energie braucht – nicht erst beim Computer-Kauf durch den Hinweis „Energy Star“ feststellen, dass es auch beim Computer Unterschiede im Stromverbrauch gibt. Sondern bereits vor der Gerätesuche zur Vorbereitung die Internet-Seite topten.ch besuchen.

Oder nicht erst durch die Frage im Reisebüro nach einem allfälligen freiwilligen Beitrag an myclimate daran erinnert werden, dass Flugzeuge als Transportmittel möglichst zu meiden sind, weil sie Treibhausgase ausstossen. Sondern bereits vor dem Besuch des Reisebüros wissen, wie gross der eigene ökologische Fussabdruck oder die persönliche Energie- und CO2-Bilanz ist – und ob ein solcher Flug überhaupt noch drin liegt.

So einfach ist es: Wenn UmweltschützerInnen nicht nerven, dann erfüllen sie ihren Job nicht. Aus dieser Sicht ist es OK, wenn ein aktiver Umweltschützer als nervigster Zürcher ausgezeichnet wird – und es spricht eigentlich auch für die LeserInnen von Rockstar: sie haben offenbar noch ein Gewissen, also eine innere Kraft, die sagt, was gut, was schlecht ist – und offenbar vermittelt diese innere Kraft als Echo auf Bastien Girod, dass da am eigenen Verhalten etwas nicht stimmt. Nicht mehr nervender Bastien Girod, kein schlechtes Gewissen mehr: als das ergibt sich wenn auch die Rockstar-LeserInnen ihre Verantwortung wahrnehmen, zum Beispiel mit Tipps von energieantworten.ch.

Aus 2kwblog.umweltnetz.ch