Was ist ökologisch vorteilhaft bei Wohnbauten? Sanieren oder Ersatzneubauten? LeserInnenbriefschreiber wie H. Frei oder Marion Wohlleben behaupten, Sanieren sei die bessere Lösung. Sie liegen schlicht falsch.
Die Faktenlage ist klar: nur wenn es gelingt, ein bestehendes Gebäude auf den Level eines Minergie-Neubaus zu bringen, ist ein solches Gebäude im Bezug auf Energieeinsatz und Klimaschutz zukunftsfähig. Weil es auch darum geht, zukünftig dafür zu sorgen, dass die pro Person beanspruchte Wohnfläche wieder sinken könnte, braucht es für Zukunftsfähigkeit auch weitere Aspekte, so müssen etwa die Grundrisse die notwendige Nutzungsflexibität aufweisen, weil beispielsweise die klassische Familienformel nicht mehr zwingend passt, auch darum, weil nicht zuletzt aus ökologischen Gründen ein Heimbüro erwünscht ist.
Alle Untersuchungen sind eindeutig: Ersatzneubauten sind über den gesamten Lebenszyklus ökologisch vorteilhafter als aufwändig sanierte Wohnbauten, die trotzdem nicht den aktuellen Nutzungsbedürfnissen entsprechen. Was dabei klar ist: während der Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser sinkt, steigt der ANTEIL des Energieverbrauchs für die Herstellung der Baumaterialien. Ist ja auch klar: Ein Gebäude ist ein Gebäude ist ein Gebäude – das braucht immer etwa die gleichen Materialmengen – eine bessere Wärmedämmung, eine etwas aufwändigere Haustechnik braucht zwar ein bisschen mehr Energie als die Normalbauweise – aber weil der Betriebsenergieverbrauch pro Quadratmeter Energiebezugsfläche um einen Faktor vier tiefer liegt als der Verbrauch des zu ersetzenden Gebäudes, ergibt sich in Energieeinheiten betrachtet über die Nutzungsdauer ein deutlicher Vorteil für den Ersatzneubau. Diese Bilanz kann verbessert werden, wenn beim Ersatzneubau die Rückbaumaterialien wieder zu neuen Baustoffen aufbereitet werden. Oder wie es Conrad U. Brunner in einem Editorial der Faktor-Ausgabe zur Grauen Energie formuliert hat: prägend bleibt der Energieverbrauch während 98 Jahren Nutzungszeit – und nicht des einen Jahres für die Konstruktion und des einen Jahres für den Rückbau!
Schlussfolgerung: die Ökologie – unter den Aspekten Ressourceneinsatz und Klimaschutz – spricht eindeutig zugunsten des Ersatzneubaus. Noch besser wird die Einschätzung, wenn es gelingt, dass der Ersatzneubau zu attraktiven Wohnformen führt, die pro Person weniger Wohnfläche bewirkt – zu Beispiel durch variable und anpassbare Wohnungsgrössen, Gemeinschaftsräume und dergleichen. Hier lohnt es sich, dass LeserbriefschreiberInnen Hirnarbeit investieren, nicht aber bei der ökologischen Beurteilung des Unterschieds von Ersatzneubauten und umfassenden Erneuerungen.
Aus 2kwblog.umweltnetz.ch