Bundesrat Joseph Deiss, der Gewerkschafter Serge Gaillard, der Nationalbank-Vertreter Jean-Pierre Roth, die SP-Vertreter Werner Marti und Hansjörg Fehr: sie und viele andere plädieren derzeit für mehr Wirtschaftswachstum.
Und dies, obwohl drei Bundesämter in einer Medienmitteilung im November 2003 festgehalten haben: „Anstatt nur von den Zinsen zu leben, zehren wir gleichsam vom Kapital anderer Länder und zukünftiger Generationen.. Die SchweizerInnen leben im Durchschnitt auf zu grossem Fuss, die Schweiz ist ein überentwickeltes Land.
In dieser Situation ist es sehr befremdlich, für die Schweiz Wirtschaftswachstum zu verlangen (und zu versprechen). Der/die durchschnittliche SchweizerIn belastet bereits heute den Globus um Faktoren stärker, als dies verträglich wäre. Statt zusätzlichem Wirtschaftswachstum braucht es in diesem Land endlich eine Politik, die auf die gegenwärtige übermässige Beanspruchung von Ressourcen reagiert (mehr).
Die gegenwärtige Politik beschränkt sich auf die Effizienz- und Effektivitäts-Förderung (besser machen, anders machen). – Es braucht zusätzlich zu Effizienz und Effektivität die Suffizienz (Masshalten, von nichts zuviel wollen, damit für anderes, das man ebenfalls braucht, noch Platz bleibt, siehe Wuppertal-Paper 125, Dez. 02). Oder etwas direkter: neue Genügsamkeit, neue Bescheidenheit, Verzicht statt Wirtschaftswachstum!
Suffizienz ist nicht einfach, weil sich dazu sehr vieles in den Köpfen der Menschen ereignen muss. Die Wirtschaft muss endlich davon Abstand nehmen, ein „Eigenleben“ führen zu wollen. Einzige und vornehme Aufgabe der Wirtschaft ist es nämlich, für die Existenzsicherung der Menschen zu sorgen. Nicht mehr „Erwerb und Konsum“ dürfen im Vordergrund der Aktivitäten stehen, sondern erste Priorität muss die Sicherstellung der Existenz der Menschen auf diesem Planeten haben.