FAIRBIKER – die Anti-Velofahrer-Aktion von TCS und Stadtpolizei Zürich

Es gibt vereinzelte VelofahrerInnen, die gemeingefährlich unterwegs sind – vergleichbar etwa mit den „Schwarzfahrenden“ beim öffentlichen Verkehr, kein Vergleich allerdings zum alltäglichen Wahnsinn des Gefährdungspotentials des motorisierten Individualverkehrs! Was sich TCS und Stadtpolizei Zürich leisten, kann nur noch als Anti-Velofahrer-Aktion bezeichnet werden.

Der TCS ist vor allem eine Dienstleistungsorganisation für Autofahrende (Versicherungen, Pannenhilfe) und am Rande Lobby-Organisation für Autofahrende. Mit der Teilnahme an der FAIRBIKER-Kampagne bestätigt der TCS sein Image: von realer Alltagsverkehrspolitik im allgemeinen und von Velofahren im speziellen versteht diese Organisation nicht. Umso bedenklicher, dass sich die Stadtpolizei Zürich mit einer solchen Organisation zusammentut.

Ein erstes Müsterchen: Die zweite Wettbewerbsfrage des FAIRBIKER-Wettbewerbes.

„2. Viel Verkehr auf der Strasse mit Radstreifen, aber Platz auf dem Trottoir. Velofahrende dürfen

  • auf dem Trottoir weiterfahren.
  • aufs Trottoir, müssen das Velo aber schieben.“

Der TCS und die Stadtpolizei Zürich gehen also davon aus, dass bei viel Verkehr Velostreifen von Autofahrenden benutzt werden (dürfen). Da Velofahrende vom Gesetz gezwungen sind, Radstreifen zu benutzen, wenn solche vorhanden sind, müsste eigentlich selbstverständlich sein, dass Radstreifen nur und ausschliesslich den Velofahrenden zur Verfügung stehen. TCS und Polizei respektieren diese Selbstverständlichkeit nicht.

Oder anders: TCS und Stadtpolizei beweisen, dass der Autoverkehr die Velofahrenden von der Strasse verdrängt, beispielsweise aufs Trottoir! Mit der FAIRBIKER wollen TCS und Stadtpolizei bei den Velofahrenden für Verständnis werben, dass sie von Autofahrenden von den Velostreifen verdrängt werden. Gahts eigentli no?

Ergebnis dieser Wettbewerbsfrage: Aufruf an die Autofahrenden, Radstreifen den Velofahrenden zu überlassen!

Einer der zentralen Forderungen von TCS und Stadtpolizei bezieht sich auf die „Slalomfahrweise“ von Velofahrenden. Wann ist dies erforderlich? Nur dann, wenn Autofahrende den Raum der Velofahrenden nicht respektieren. Autofahrende sollten also immer rechts genügend Raum lassen, damit Velofahrende Platz haben.

Wer die Forderung erhebt, Velofahrende dürften nicht zwischen den Autos Slalom fahren, muss gleichzeitig von den Autofahrenden verlangen, dass diese den Velofahrenden genügend Platz lassen!

Oder: wenn es diesen Platz nicht gibt, ist er zu schaffen, zum Beispiel durch das Aufspritzen von Radstreifen!


Das Velo ist und bleibt eines der intelligentesten Verkehrsmittel. Aus umwelt- und gesundheitspolitischen Gründen muss dem Velo ein grosser Stellenwert zukommen, insbesondere in der Alltagspolitik. Velos sind in der Innenstadt mindestens gleich schnell wie Autos. Wenn nun TCS und Stadtpolizei mit FAIRBIKE eine Kampagne gegen das Alltagsvelofahren lancieren, liegt der Verdacht nahe, dass sie jene frustrierten Autofahrenden vertreten, die sich nach wie vor mit ihren Tonnen von Blech gegenseitig behindern, und es nicht ertragen können, dass das eher simple Verkehrsmittel Velo in dieser Situation viele Vorteile bietet, als schlanke, kluge Verkehrslösung. Und die Stadtpolizei muss endlich lernen, dass Velofahrende in Zürich nicht einfach nur geduldet, sondern im Gegenteil hoch willkommen sind, sein müssen! Und dies heisst, dass Velofahrenden im gesamten Siedlungsraum genügend Platz zur Verfügung stehen muss!

Absolut unverständlich ist, dass die Anti-Velokampagne von TCS und Stadtpolizei als Verkehrssicherheitskampagne deklariert wird. Dazu passt, dass TCS und Stadtpolizei nur die männlichen Sprachformen zu kennen scheinen – „Ich bin ein FAIRBIKER“ ist nur schon aus sprachlicher Sicht ziemlich überholt.