Der Auto-Anzeiger (vormals Tages-Anzeiger) betreibt neben Lobbying für die Autowirtschaft neuerdings auch Bashing der 2000-Watt-Gesellschaft – dies im Dienste der Atomlobby.
Im nicht gratis im Internet verfügbaren Teil des Auto-Anzeigers vom 1. April 2010 äussert sich Co-Chefredaktor Markus Eisenhut völlig unqualifiziert zum Thema 2000-Watt-Gesellschaft – und outet sich damit als Lobbyist der Atomenergie.
Er behauptet nämlich, es sei (in der Schweiz) möglich den CO2-Ausstoss auf 2 Tonnen pro Person (oder weniger) zu vermindern, die 2000-Watt-Gesellschaft sei dagegen eine Illusion. Und er rührt gleichzeitig die Werbetrommel für neue Atomkraftwerke, obwohl längst klar ist, dass die Atomenergie in keiner Art und Weise nachhaltig ist, und insbesondere keinen Klimaschutz leistet.
Als Co-Chefredaktor einer Autozeitung braucht es keinerlei energiepolitische und energietechnische Fachkompetenz – Herr Eisenhut ist also auf Einflüsterer angewiesen, um solche Ausführungen zu machen.
Der Oekonome Prof. Lucas Oeschger von der ETH Zürich hat gezeigt, dass die BIP-Entwicklung der Schweiz auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft sich nur unwesentlich von einem „Business As Usual“-Szenario unterscheidet. Die Energy Watch Group hat im März 2010 mitgeteilt, dass bei einer nur zwanzigprozentigen Steigerung der Energiepreise die weltweiten Ausgaben für Energie (mit dem heutigen Energiemix) rund doppelt so hoch wären, wie die Umstellung auf erneuerbare Energien gemäss einer Studie der Stanford University kosten würde!
Klar ist: mit der Beibehaltung der heutigen Automobilität, welche auf fossilen Energien aufbaut und der Beibehaltung oder gar dem Weiterausbau der Atomenergie ist die 2000-Watt-Gesellschaft nicht zu machen – auch der Auto-Anzeiger (vormals Tages-Anzeiger) müsste erheblich umdenken respektive die energiepolitischen Einflüsterer auswechseln, auch wenn dies Auswirkungen auf den Inserateverkauf hätte.
Mit einer Energie-Effizienz-Strategie, welche ausschliesslich auf erneuerbaren Energien aufbaut, ist die 2000-Watt-Gesellschaft realisierbar – eine zwar ambitiöse, sogar visionäre, aber auf jeden Fall realistische und ökonomisch zweckmässige energie- und klimaschutzpolitische Strategie!
Mit seinen nicht qualifizierten Ausführungen zur zukünftigen Energiepolitik stellt sich der Auto-Anzeiger (vormals Tages-Anzeiger) respektive dessen Co-Chefredaktor Markus Eisenhut eindeutig auf die Seite der Auto- und Atomlobby – und ignoriert alle zukunftsgerichteten DenkerInnen. Und der Auto-Anzeiger (früher Tages-Anzeiger) stellt sich damit gegen die politische Stadt Zürich: die Mehrheit der von den Stimmberechtigten am 7. März 2010 gewählten StadträtInnen – unabhängig von der Parteifarbe – hat sich nämlich aus- und eindrücklich für die 2000-Watt-Gesellschaft ausgesprochen. Dies haben am 30. November 2008 auch 76.4 % der städtischen Stimmberechtigten getan! Auch der Bundesrat hat sich mehrfach für die 2000-Watt-Gesellschaft ausgesprochen. Wer dies nicht tut: die Autolobby, die Atomlobby, die SVP, der Kanton Zürich (unter Federführung des SVP-Baudirektors, gleichzeitig Verwaltungsrat der Atomkraftwerkbetreiberin und potentieller Neu-AKW-Erstellerin AXPO)! Dabei handelt es sich definitiv um die konservativen und sicher nicht zukunftsgerichteten Kräfte in diesem Land! Erschreckende Allianzen geht da der Auto-Anzeiger (früher Tages-Anzeiger) ein.
P.S. Es ist davon auszugehen, dass die zukünftigen Wind- und Solarkraftwerke zum überwiegenden Teil nicht in der Schweiz stehen. Wenn die Schweizer Stromversorger selber in diese Werke investieren (statt an den unsinnigen AKWs) festzuhalten, kann die Schweiz eine aktive Rolle in der Gestaltung der grossregionalen Energiepolitik übernehmen. Im Vergleich mit der heutigen Abhängigkeit der Energieversorgung von erdölexportierenden Ländern, die meisten davon in geopolitisch heiklen Regionen lokalisiert, dürfte die Produktion von erneuerbarem Strom im Ausland mit Schweizer Investitionen politisch wesentlich unkritischer sein.