Die Flugindustrie – Flugzeugbauer und Fluggesellschaften – gehört nicht zu jenen Bereichen, die Menschen und Unternehmen empfohlen wird, wenn es um nachhaltige Geldanlagen geht. Der öffentliche Mitwirkungs-Prozess für den Flughafen Zürich-Kloten (SIL, dauert noch bis Ende Oktober 2010) führt zu eigenartigen Positionsbezügen.
So verlangt etwa der SWISS-Chef Harry Hohmeister ernsthaft für eine wachsende Wirtschaft ein gesteigertes Mobilitätsbedürfnis. Abgesehen davon, dass die Wirtschaft nicht wächst (sie ist kein natürlicher Organismus, wenn schon, nimmt die Wirtschaft zu, zum Beispiel der Umsatz oder der Gewinn): Es ist vorerst festzuhalten, dass der grösste Teil der Flüge ab Zürich für private Zwecke erfolgen (v.a. Ferien), und dass der grösste Teil der geschäftlichen Flüge KURZ-Streckenflüge sind, also solche, für die es plausible Alternativen per Bahn gibt (Mikrozensus Verkehr 2005). Ebenfalls sind die Kommunikationstechnologien seit langer Zeit erheblich im Ausbau begriffen – immer mehr Unternehmen ersetzen kostspielige Reisen etwa durch Videokonferenzen – unternehmerische Beweglichkeit hat immer weniger mit Verkehrsleistungen zu tun! Eine immer grössere Zahl von Unternehmen befolgt Nachhaltigkeitsgrundsätze, und dazu gehört auch, die Umweltauswirkungen des unternehmerischen Handelns zu vermindern. Der Luftverkehr ist nicht nur laut, sondern trägt erheblich zum Mensch gemachten Klimawandel bei! Sehr deutlich: Klimaschutz und gesellschaftliche Rahmenbedingungen lassen einen (bescheidenen) Flugverkehr zu, einfach um Faktoren weniger Passagierkilometer als heute!
Im übrigen: Fluglärm erhöht Risiko für Herzinfarkt!
Es gibt sogar Menschen, die eine Aussiedlung im Flughafenumfeld wünschen, damit der Flugverkehr grenzenlos zunehmen könnte. Grundsätzlich ist beizupflichten, dass in Flughafennähe Wohnen und Arbeiten tatsächlich eine Zumutung ist (und zwar unabhängig davon, wann die Bauten erstellt wurden!). Nur: ich höre von immer mehr Menschen, die sich auch in den südlichen Teilen der Stadt Zürich (die waren deutlich vor der Flughafenerstellung besiedelt, und die sind ziemlich weit vom Flughafen entfernt) vom Fluglärm belästigt fühlen!
Es führt kein Weg daran vorbei: der Flugverkehr muss weniger werden, die Rücksichtnahme auf Mensch und Umwelt, die vorausschauende Klimaschutzpolitik verlangen es dringend und zwingend! Die Wirtschaft, in grösserem Umfang aber auch der Tourismus haben sich darauf einzustellen, dass eine nachhaltige Mobilität weniger Verkehr bedeutet, insbesondere weniger stark belastender Verkehr, wie etwa Flugverkehr. Die Flugverkehrsindustrie hat alle Zeit, sich an die neuen Herausforderungen anzupassen – es gibt ausreichend zukunftsausgerichtete Wirtschaftssektoren, die auch zukünftig Arbeitsplätze erfordern, die in Attraktivität mindestens der Flugverkehrsbranche entsprechen.