Private Banken haben mit ihrer Casino-Mentalität, welche vor allem die Eigeninteressen der Superreichen im Blickfeld hat, zu einer Glaubwürdigkeitskrise des Finanzsystems beigetragen. Reihum werden Phantasie-Milliarden-Beträge in dieses Casino-System gepumpt, während es für überlebenswichtige gesellschaftliche Anliegen kein Geld gibt.
Der Multi-Milliardär Warren Buffett ist durch die Vertrauenskrise des Finanzsystems noch reicher geworden, viele andere ebenso. Auch wenn diese Buffett-Milliardengewinne letztlich eine direkte Folge eines ausgeklügelten Gleichgewichts von Sicherheiten und Risiken beim Investieren sind, zeigt sich eines deutlich: das globale Finanzsystem ist auf dem Prinzip von Verlieren und Gewinnen aufgebaut, die reinste Form des brutalen Konkurrenz-Marktsystems nach dem Ellbogen-Prinzip, ohne jegliche ethische und moralische Vorgaben! Oder anders: in diesem System soll und darf nur Mit-Gamen, wer sich die Verluste leisten kann. Pensionskassengelder beispielsweise haben in diesem System nichts zu suchen, weil davon die Existenz von sehr vielen Menschen abhängt, auch darf Wohnraum nicht über dieses Verlust-/Gewinn-System finanziert werden – siehe auch hier. Denn es ist ganz banal: je höher die Renditeversprechungen, desto grösser die mit der Investition oder der Geldanlage verbundenen Risiken! Eigenkapitalrenditen von über 20 Prozent, wie diese von der UBS für die Jahre 2004 bis 2006 ausgewiesen wurden, liegen deutlich über der Wuchergrenze und haben alles andere als nachhaltigen Charakter! Und dies gilt im übrigen unabhängig vom investierten Kapital: wer die Mittel der eigenen Altersvorsorge oder für das Studium derart riskant anlegt, ist letztlich selber schuld; es ist eine ziemliche Frechheit, die Oeffentlichkeit mit tränendrüsigen Geschichten über das eigene Unvermögen der Risikobeurteilung zu belästigen. Letztlich sind solche Casino-Renditen nur erreichbar, wenn dabei Substanz – innere Werte – verzehrt wird – oder in erheblichem Mass übermässiger Konsum finanziert wird (siehe Subprimes in den USA).
Als Wiederholung: Wie Hans Küng, Präsident der Stiftung Weltethos ausführt, braucht es ein globales Ethos für die Weltwirtschaft mit einem Minimum an Werten, Grundhaltungen und Massstäben, auf das sich alle Nationen und Interessengruppen verpflichten können
Hochkomplexe deriative Instrumente – die Lotterie auf das Casino – haben die Spirale verschärft, weil auch diese Konstrukte nicht an den Grundsätzen vorbeikommen, dass Zechprellerei und Hochstapelei letztlich Straftatbestände sind!
Wenn nun verschiedenste Staaten dieser Erde öffentliche Mittel in dieses virtuelle, nicht nachhaltige Finanzsystem pumpen, sind dies verheerende Signale:
- Die verantwortlichen Regierungsmitglieder akzeptieren die Abzocker-Mentalität des Finanzsystems – Zechprellerei und Hochstapelei werden zu anerkannten Prinzipien der Geldbewirtschaftung.
- Das Geldsystem fördert die Selbstbedienungsmentalität einer Kaste von Geldaristokraten. Mit dem realen Leben der meisten Menschen auf diesem Planeten hat dies nichts zu tun – die Staaten signalisieren, dass ihnen die Anliegen der Geldaristokratie mehr bedeuten als die Lebensqualität der Menschen auf diesem Planeten.
An einem konkreten Beispiel: es ist völlig unverständlich, warum die Oeffentlichkeit wenige hunderttausend Franken jährlich für den Weiterbetrieb einer Quartierbibliothek nicht aufbringen kann oder will, während gleichzeitig hunderte Milliarden Franken an Steuergeldern der Geldaristokratie zur persönlichen Bereicherung hingeworfen werden. - Renditeüberlegungen des Finanzsystems bringen Geldflüsse auch in Wirtschaftsbereiche, die definitiv als nicht-nachhaltig zu bezeichnen sind (siehe hier mehr dazu), die also minimalsten ethisch-moralischen Ansprüchen nicht zu genügen vermögen. Wenn sich nun der Staat an privaten Bankfirmen beteiligt, beteiligt der Staat sich letztlich an unternehmerischen Aktivitäten, die nicht dem Verfassungsgebot der Nachhaltigkeit vereinbar sind. Am konkreten Beispiel: Banken investieren in Erdölfirmen, obwohl der Staat den Verbrauch von fossilen Brenn- und Treibstoffen vermindern muss. Oder der Staat behauptet, an der Stromeffizienz interessiert zu sein, während er gleichzeitig an einer Bank beteiligt ist, welche treibende Kraft hinter AKW-Projekten ist. Auch hier dürfte einmal mehr das Drei-Affen-Prinzip zur Hochblüte kommen!
- Der Stern-Report kommt zum Schluss, dass es erforderlich ist, etwa ein Prozent des BIP für Massnahmen zur Begrenzung des menschgemachten Klimawandels zu investieren; das wären in der Schweiz jährlich etwa 5 Mia Franken. Obwohl dieses Problem für die gesamte Menschheit existenzbedrohend ist, gibt es bis anhin keine derart grossen Beträge mit derart grosser Beteiligung der PolitikerInnen, die sich für wichtig halten. Um die zechprellerischen und hochstaplerischen Privatanliegen einer kleinen Minderheit zu befriedigen, werden sämtliche Ausnahmeprodzeduren in Gang gebracht – dabei gehen die grundlegenden Menschheitsaufgaben ziemlich vergessen. Zu beachten ist, dass das marode Finanzsystem letztlich nur ein Indikator für die generelle Nicht-Nachhaltigkeit unserer Lebensweise darstellt – und einmal mehr betreiben die verantwortlichen PolitikerInnen Symptombekämpfung statt sich um die Veränderung der Ursachen zu kümmern! Ich bin sehr gespannt, wie lange es geht, bis eine ebenso zahlreiche Bundesratsdelegation an die Oeffentlichkeit tritt und endlich ein ernsthaftes Klimaschutz-Paket ebenfalls als Notrechtsmassnahme bekanntgibt – denn beim Schutz unserer Lebensgrundlagen besteht echte Not, nicht aber bei der Vermögensmehrung der Geldaristokratie!
Fazit: Die Staatengemeinschaft insbesondere der Industriestaaten versucht, die aktuelle Casino-Finanz-Wirtschaft zu erhalten, obwohl längst bekannt ist, dass diese unsozial, ungerecht, unökologisch, volkswirtschaftlich unsinnig ist. Diese Wirtschaftsweise auf Pump zerstört letztlich die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten. Wer für die Staatsmilliarden für dieses marode Finanzsystem eintritt, stellt letztlich die Erhaltung der persönlichen (und nicht gerechtfertigten) Privilegien vor globale Solidarität, Gerechtigkeit und Ökologie.
Maximal 76 Mia Franken will der Bund zur Verfügung stellen – da es sich einerseits um das Aufkaufen fauler Kredite, andererseits um Eigenkapital handelt, besteht das Risiko eines vollständigen Verlustes dieser Mittel. 25’000 Arbeitnehmende – ein erheblicher Teil davon in den den letzten Jahren mit unverschämten Boni beglückt – atmen über diese Geldpumpaktion auf. Bei einem Jahreseinkommen von beispielsweise 200’000 Franken zahlt der Bund quasi für 15 Jahre den Lohn der UBS-Mitarbeitenden. Da wäre es durchaus angezeigt, statt solcher Lohngarantien für eine einzelne Unternehmung das bedingungslose Grundeinkommen für alle voranzubringen!