Wenn eine Baugenossenschaft ein Energiekonzept verabschiedet, welches als innovativ bezeichnet wird, wäre dies ein guter Grund, an der ausserordentlichen Generalversammlung der Genossenschaft teilzunehmen und dem Konzept zuzustimmen. Beim Energiekonzept der FGZ tue ich dies nicht, sondern bleibe zu Hause. Warum?
Die Familienheimgenossenschaft Zürich (FGZ) hat vor Jahren ein attraktives Bauleitbild erstellt. Leider setzt sie es kaum oder gar nicht um.
Damit Ersatzneubauprojekte wie das FGZ-Projekt Nicht-Grünmatt nachhaltig sind, müssen sie nach den bei der Erstellung best verfügbaren Techniken erstellt werden. Für Wohnbauten wäre dies zum Zeitpunkt des Generalversammlungsentscheides Minergie-P-Eco gewesen. Der von der FGZ ausgeführte Bau erfüllte gerade etwa die zwingenden gesetzlichen Vorschriften.
Um das schlechte Oekogewissen etwas zu beruhigen, wurde eine Fotovoltaikanlage vorgesehen und ebenfalls von einer weiteren Generalversammlung beschlossen. Leider sind die Voraussetzungen – trotz Neubau – suboptimal, ein optimierter Ertrag und damit möglichst günstige Solarstromkosten sind nicht möglich. Die Genossenschaftsverantwortlichen haben deshalb schon öffentlich gejammert.
Ein Energiekonzept gehört natürlich zur „Dorfgenossenschaft Friesenberg“ (23 der 24 FGZ-Siedlungen stehen im Stadtzürcher Quartier Friesenberg) – schliesslich möchte auch die FGZ weg vom fossilen Erdöl und Erdgas aus überwiegend geopolitischen heiklen Lagen. In Fortführung der Minimaleffizienzstrategie der Ersatzneubauten Nicht-Grünmatt gehört dazu etwa das Glaubensbekenntnis eines Mittelwegs – also „es bitzeli“ Effizienz, das heisst Energieeffizienzmassnahmen am Gebäude, aber auch viel erneuerbare Energien (dabei sicher auch der von Desertec vorgesehene Solarstrom aus Nordafrika). Mein Fazit: dieser Mittelweg ist weder golden noch nachhaltig! Da wird ziemlich viel Abwärme aus keinesfalls gesicherten Quellen in der Gegend herumgepumpt (allein mit dem Pumpenstrom könnte man schon eine ganze Reihe von Wärmepumpen betreiben), da wird diese Abwärme in den „unbekannten“ Uetliberglehm-Untergrund des Friesenbergs abgelegt – und das alles darum, damit man die wegen der Mittelweg-Energiequalität der Bauten überhöhten Vorlauftemperaturen einigermassen plausibel abdecken könnte. Nun, innovative Konzepte bedingen gewisse Risiken – aufgrund meiner bald dreissigjährigen Erfahrung in Energietechnik und -politik und dem Herumhören in Fachkreisen würde ich allerdings dieses Konzept als zumindest sehr mutig, eher sogar als fahrlässig bezeichnen. Ein Nein zu diesem Konzept wäre eine kluge Sache. Dies allerdings gegen den FGZ-Vorstand und das beauftragte Ingenieurbüro durchzusetzen, erachte ich als aussichtslos, obwohl ich als ehemaliger grüner Kantonsrat einige positive Beispiele von Don-Quichote-artigen Zufallserfolgen erlebt habe. Oder anders: die Generalversammlung einer Genossenschaft ist nicht der richtige Ort für eine Fachdiskussion.
Nun, eine solche ist von Seiten FGZ gar nicht gewollt! Eine Woche vor den Schulsportferien, an einem Samstagmorgen, steckten die GV-Unterlagen in den Briefkästen, am Montagabend nach den Sportferien, drei Wochen später, findet die Generalversammlung statt. Wer schon mal in diesen zwei Ferienwochen einen Sitzungstermin organisieren wollte, weiss: da geht gar nichts! Mit anderen Worten: die Erarbeitung einer unabhängigen Beurteilung des FGZ-Konzeptes war schlicht unmöglich, ebenso die Erstellung und Verteilung eines Informationsmittels an die GenossenschafterInnen (da hilft selbst das Internet nur begrenzt). Es geht also an dieser Generalversammlung einmal mehr um Genossenschafts-Applaus-o-kratie.
Da ziehe ich den freien Abend zu Hause eindeutig vor.