Die wunderbare Tatsache ist eine altbekannte: es braucht nur eine kleine Wüstenfläche vollgestellt mit Sonnenenergienutzungstechnik, und man kann die gesamte Erde bestens mit erneuerbarer Energie versorgen. Yes We Can! If We Really Want! Denn. menschlicher Erfindungsgeist kann, könnte, möchte, will all die möglichen und unmöglichen Schwierigkeiten überwinden. Auf jeden Fall: das Beispiel DESERTEC ist der beste Beweis dafür, dass die Sonne zwar gratis scheint, dass die Sonne aber nicht billig und einfach zu nutzen ist.
Klar ist nur: die Menschheit muss sich dafür engagieren, dass so rasch als möglich die gesamte Energieversorgung der Menschheit ausschliesslich auf erneuerbaren Energien in nachhaltiger Nutzung abstützt. Das Potential und die Erscheinungsformen dieser erneuerbaren Energien sind so vielfältig, dass nicht jede sich bietende Gelegenheit zwingend genutzt werden muss. Dies heisst aber auch: im Gegensatz zur aktuellen Energieversorgung, welche sich schwergewichtig auf endliche, fossile Energieträger, hauptsächlich als Erdöl und Erdgas abstützt, bietet sich zukünftig die Chance auf eine breit diversifizierte Angebotspalette erneuerbarer Energien.
Es ist relativ nahe liegend: grosse Unternehmen wollen auch grosse Kraftwerke bauen, wollen grosse Projekte mit grossen Risiken und vielen Unwägbarkeiten, wollen schliesslich mit solchen Projekten Geld verdienen (im Erfolgsfall ist dies tatsächlich die „Nische“ der Grossunternehmen, denn dezentrale Projekte in unterschiedlicher Grössenstufe erfordern nicht die Potenz der Grossunternehmen, sondern können mit alltagstauglichen Investitionen realisiert werden) – und objektiverweise ist dieses Unterfangen komplexer als die Mondlandung: im Weltall gelten relativ einfache bewegungsdynamische Gesetze, und es reicht eine grössere Gruppe von Menschen, um das Projekt umzusetzen. Bei Desertec und anderen Grossprojekten ist ein sehr lang anhaltender Schnauf sehr vieler treibender Kräfte erforderlich, die sich auch durch absehbare Rückschläge nicht von ihrer Vision abbringen lassen – es braucht angesichts der langen Zeitdauer absehbar mindestens zwei Generationen solcher treibender Menschen. Eine echte Herausforderung sowohl an das Projektmanagement als an die Begeisterungsfähigkeit sehr vieler Menschen. Dazu kommt, dass auch diese Unternehmen nicht ausschliesslich auf Desertec (und mit Sicherheit weitere ähnliche Projekte) fokussieren dürfen, sondern immer auch noch parallele Entwicklungspfade verfolgen müssen.
Klar ist: Desertec hat eine sehr lange Zeitachse. Es braucht also daneben und parallel auch andere Formen der Nutzung der erneuerbaren Energien. Jede geeignete Dachfläche muss auch in Europa, also auch in der Schweiz, in Deutschland für die Nutzung der Sonnenenergie hergerichtet werden. Wärme und/oder Strom von der Sonne gehören schlicht bei jedem Gebäude dazu, spätestes bis in zwanzig Jahren (dies ist die typische Zykluszeit von technischen Einrichtungen im und am Gebäude). Dies reicht alleine jedoch nicht aus, den heutigen und voraussichtlich zukünftigen Energiebedarf der in diesen Gebäuden wohnenden Menschen abzudecken. Auch Biomasse, welche nicht in der Nahrungskette Verwendung findet, tiefe und untiefe Erdwärme/Geothermie, Wasserkraft, Windkraft sind zu nutzen (auch dies eigentlich Sonnenenergie, in umgewandelter Form), und zwar nachhaltig.
Entscheidend dabei: auch wenn jemand – wie heute die Verantwortlichen der Desertec Industrial Initiative – „Heureka“ ruft, so ist dies bestenfalls ein Hinweis auf einen kurzen Halt, ein Schauen nach links und rechts, eine Aufforderung zur Neugruppierung der liebgewonnenen eigenen Vorurteile – und dann weiter auf dem allenfalls korrigierten Kurs. Denn: die Herausforderung, das heutige vorwiegend fossil abgestützte und auf eine Minderheit der Weltbevölkerung ausgerichtete Energiesystem auf die vieldimensionale Nachhaltigkeit einer erneuerbaren Energieversorgung umzubauen, ist derart riesig, dass jeder Beitrag erforderlich ist. Denn: jede dieser Ideen hat das Potential sowohl des Durchbruchs als auch des Scheiterns.
Desertec – Stromproduktion in einer weit entfernten Wüste und Stromdurchleitung bis zu den VerbraucherInnen hier: dies steht deutlich in Kontrast zu Projekten wie „Schweiz erneuerbar“, „Bern erneuerbar“ oder – am 10. Juli 09, also wenige Tage vor dem Start der Desertec Industrial Initiative bekanntgegeben – „Zürich erneuerbar„.
Widerspruch oder gemeinsame Beiträge zur Problemlösung? Dies wird die Zukunft zeigen!