Das System der Schweizerischen Altersvorsorge ist eine Fehlkonstruktion mit Nutzen nur für die erste Generation der BezügerInnen. Sämtliche aktuellen Bemühungen zur Politik sind Flickwerk, die allenfalls die Probleme um einige Jahre verschieben, aber keine nachhaltige Altersvorsorge ermöglichen. Es führt nichts daran vorbei: es braucht endlich den Schritt zum bedingungslosen Grundeinkommen für alle!
Das System der Schweizerischen Altersvorsorge ist entgegen allen Behauptungen kein Dreisäulensystem, sondern stützt sich einzig auf Erwerbsarbeit, damit also eine Säule, ab. Da Erwerbsarbeit generell als gesellschaftliche Verpflichtung gilt, tönt diese Idee auf den ersten Blick gut. Nur: die Realität ist eine andere. Darum sind sämtliche Versuche, an diesem Dreisäulenprinzip zu herumzuflicken, aus Prinzip nicht zukunftsgerichtet und damit nicht nachhaltig. Einige Aspekte dazu:
- Erwerbsquote: Die Erwerbsquote ist nach Wikipedia der Anteil der Erwerbspersonen an einer Referenzwohnbevölkerung. Massgeblich ist dabei eigentlich bloss die Gesamtbevölkerung – und da wird schnell ersichtlich, dass knapp mehr als die Hälfte der Bevölkerung überhaupt als Erwerbspersonen gelten – dies führt zu einer starken Belastung der Erwerbsarbeit durch die Sicherung der Altervorsorge der gesamten Bevölkerung.
- Die Wirtschaft hat je länger je weniger die Absicht, sowohl schlecht qualifizierte Erwerbspersonen als auch über- und falschqualifizierte Personen zu beschäftigten.
- Mit der Orientierung der Sozialhilfe an den Erwerbseinkommen der Woorking Poors wird offensichtlich, dass die Wirtschaft die Existenzsicherung auch von schlecht qualifizierten nicht als ihre Verpflichtung ansieht.
- „Über 50-Jährige finden kaum Job“ titelte die NZZ am 23.6.2013 – Überqualifikation einerseits, Falschqualifikationen aufgrund von Marktentwicklungen mit entsprechendem Umschulungsbedarf andererseits verringern die Chancen dieser Altersklasse auf dem Arbeitsmarkt. Da ein erheblicher Anteil dieser Erwerbspersonen den Lebensabschnitt der Familienphase abgeschlossen hat oder kurz davor steht, wäre diese Altersphase wichtig für die Äufnung der dritten Säule der Altersvorsorge, nämlich des individuellen Alterssparen. Nur: wo kein Erwerb vorhanden ist, lässt sich auch nichts sparen!
- Jugenderwerbslosigkeit und Generation Praktikum stehen für Entwicklungen, die durch die verlängerte Lebensarbeitszeit massiv verstärkt werden.
- Der ökologische Fussabdruck auch in der Schweiz ist übermässig gross, unter anderem darum, weil sich die Menschen in der Schweiz zu viele Dinge leisten können – im Mittel ist das verfügbare Erwerbseinkommen zu gross. Aus Nachhaltigkeitssicht ist bezahlte Erwerbsarbeit deutlich zu vermindern.
- Es gibt ein erhebliches Mass an Freiwilligenarbeit – Freiwilligenarbeit müssen sich die Engagierten leisten können. Auch wenn Freiwilligenarbeit nicht entlöhnt ist, ist sie nicht gratis – wenn sie von Nutzen ist für die Gesellschaft, müssen Menschen Freiwilligenarbeit ohne Existenzsorgen leisten können.
- Es gibt Schätzungen, die aufzeigen, dass die in der Gesellschaft geleistete und erforderliche Arbeit wesentlich umfangreicher ist als die Erwerbsarbeit – wenn nur Erwerbsarbeit der Altervorsorge dient, stimmt im diesem System einiges nicht.
Es führt nichts daran vorbei, es braucht so rasch als möglich das bedingungslose Grundeinkommen für alle. Und es braucht einen volkswirtschaftlich klugen und individuell gerechten Weg, wie die Milliardenbeträge aus dem Zwangssparen für das Dreisäulenprinzip in das bedingungslose Grundeinkommen überführt werden können. Das Herumflicken an der bestehenden, nachweislich nicht nachhaltigen Altervorsorge richtet das Interesse auf falsche, nicht zielführende Fragestellungen.