Unter dem Patronat des Uno-Umweltprogramms UNEP findet der Internationale Aufräumtag statt (Internet-Seite der UNEP dazu, nur schon sehenswert wegen des animierten Beispiels für das Aufräumen – in der Schweiz unterdessen weiterentwickelt zu Wahre Werte: Sparsam mit Rohstoffen umgehen und Abfälle vermeiden, Wertstoffe rezyklieren, Abfälle korrekt entsorgen und nichts achtlos wegwerfen. (Nachtrag 2009) – und wieder zurück zum Aufräumtag, Nachtrag 2013).
Über die unbestreitbaren Vorteile einer solchen Aktion muss nicht diskutiert werden – viele der eingesammelten Abfälle sind nicht nur ein ästhetisches Fragezeichen, sondern belasten durch ihre Inhaltsstoffe und Zersetzungsprodukte die Umwelt, sind für Boden, Wasser und Luft eine grosse Gefahr.
Gerade trotz dieser unbestreitbaren Vorteile lohnt es sich, sich einige Gedanken zur Aktion zu machen. Diese „Abfälle“ hat irgendwann irgendwer ganz absichtlich fortgeworfen, hat also vorsätzlich potenziell gefährliche Stoffe in die Umwelt „entsorgt“, obwohl es für sämtliche dieser Produkte einen vorgeschriebenen Entsorgungsweg gibt. Wenn jetzt also der „Clean Up Day“ einen Grossteil dieser illegal entsorgten Abfälle einsammelt, ist dies geradezu eine Einladung, auch weiterhin Abfälle einfach direkt wegzuwerfen, Stichwort Wegwerfgesellschaft, statt sich um die korrekte Beseitigung der Abfälle zu kümmern.
Eigentlich gibts da nur eins: sämtliche Produkte – bis hin zu Zigarettenstummeln – müssten mit einem kräftigen, spürbaren Depot versehen werden, damit Abfälle den für die Wiederaufbereitung/Wiederverwendung/Vernichtung vorgesehenen Weg gehen und nicht Freiwillige den Dreck anderer aufräumen müssen. Und noch etwas: Abfälle vermeiden ist auf jeden Fall besser als Abfälle in irgend einer Form zu „behandeln“!
Als etwas einfachere Alternative: „Halte Deinen und meinen Lebensraum sauber!“ Es gibt wirklich nichts zu tun, den Abfall an den dafür vorgesehenen Stellen zu deponieren, Informationen dazu.
Im übrigen: Der „Clean Up Day“ kümmert sich nur um die sichtbaren Abfälle – der durchschnittliche Schweizer, die durchschnittliche Schweizerin „wirft“ wesentlich mehr unsichtbare als sichtbare Abfälle fort – Luftschadstoffe beispielsweise oder Treibhausgase (z.B. pro Kopf in der Schweiz jährlich allein etwa 6 Tonnen CO2 gegenüber etwas mehr als 400 kg Kehricht. Und für derartige Stoffe sind „Clean Up Tage“ ziemlich unbrauchbar, da hilft definitv nur eins: weniger Ressourcen verbrauchen, siehe dazu z.B. www.footprint.ch!
„Die Limmat ist auch ein Abfallkübel“ war ein Artikel in der Regionalausgabe Stadt Zürich des Tages-Anzeigers vom 20. November 2006 übertitelt. 70 TaucherInnen und 120 weitere, zumeist ehrenamtliche HelferInnen haben am Samstag, 18. November 2006 die traditionelle Limmatputzete durchgeführt. „530 grössere und kleinere Gegenstände sind aus dem Wasser geborgen worden. Das sind eindeutig mehr als vor drei Jahren, als die Limmatputzete zum letzten Mal stattgefunden hat“. Der Tages-Anzeiger vermutet hinter diesen Zahlen ein schlechtes Zeugnis für das Umweltbewusstsein der ZürcherInnen. Das dürfte nichts anderes als die direkte Wirkung solcher öffentlicher Putzaktionen sein (danke im übrigen den vielen Freiwilligen, die ihre Zeit investieren – auch wenn ich der Ansicht bin, dass die Verantwortlichen mit der Limmatputzete und ähnlichen Aktionen die Freiwilligkeit missbrauchen. Mit solchen Aktionen wird signalisiert, dass selbst blödsinniges Wegwerfen wie der Missbrauch der Limmat als temporäre Abfallhalde durch eine riesige Gruppe von Freiwilligen regelmässig aufgeräumt wird, ohne dass sich die VerursacherInnen um die angerichtete Sauerei kümmern müssen.
Regelmässig aktualisiert, Ausgangsversion 30.12.2003