Kurz vor der Weltklimakonferenz Kopenhagen 2009 haben Kriminelle behauptet, der Mensch gemachte Klimawandel sei eine Erfindung von Wissenschaftlern. Viele Medien haben sich (gerne?) zu Verbündeten dieser Kriminellen gemacht – schnell war der Begriff CLIMATEGATE zur Hand. Auch wenn dies kaum je zu belegen sein wird: dieses kriminelle Verhalten war massgeblich verantwortlich für das Scheitern der Weltklimakonferenz Kopenhagen.
Wenn wahrscheinlich von LobbyistInnen engagierte Kriminelle versuchen, den Gang der Weltereignisse zu beeinflussen, besteht höchste Gefahr. Gestohlene, völlig aus dem Zusammenhang gerissene Unterlagen wurden als Beleg dafür verwendet, dass die WissenschafterInnen lügen würden. Statt die Forschungsarbeiten fortzusetzen oder über die Erkenntnisse zu berichten, mussten sich die ForscherInnen unsinnigen und peinlichen Verfahren aussetzen, wurden aufwändige Untersuchungsorganisationen geschaffen. Wie nicht anders zu erwarten: sämtliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Aussagen der ForscherInnen wissenschaftlich fundiert sind. Auch bereits klar war, dass Prognosen mit höheren Unsicherheiten verknüpft sind – es handelt sich schliesslich um Szenarien, für welche das geflügelte Wort gilt: Prognosen sind ziemlich unsicher, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen.
Entlastet wurden unter anderem: Professor Michael Mann, Penn State; Phil Jones, CRU, East Anglia Universität – da haben sich sogar DREI Untersuchungskommissionen mit den Vorwürfen beschäftigt! Auch die IPCC-Berichte wurden nach diversen unqualifizierten Pseudokritiken überprüft, zum Beispiel durch die Umweltagentur PBL Netherlands Environmental Assessment Agency. Kleinere Mängel (insbesondere wurde die Transparenz von Erklärungen in Frage gestellt) hätten aber keinen Einfluss auf die Richtigkeit. Angeregt wurde etwa, zukünftig positive Entwicklungen des Klimawandels auch in den Zusammenfassungen aufzuführen. Dazu eine persönliche Anmerkung: für die Schweiz werden beispielsweise wärmere Sommer von Einzelnen als „positive Entwicklung“ vermutet – Feigen an der Limmat und andernorts würden selbstverständlich. Nur: die sanfte Hitzeperiode vom Juli 2010 hat zu einer sehr hohen Beschwerdequote geführt, so offensichtlich positiv ist die zu erwartende verstärkte Neigung zu heissen Sommertagen also nicht!
Weitere Bestätigungen zum Mensch gemachten Klimawandel stammen aus den USA: Die amerikanische Umweltbehörde EPA hat 10 Petitionen abgelehnt, die die Bedrohung durch den Mensch gemachten Klimawandel in Frage stellten. Fast gleichzeitig hat die US-Behörde für Atmosphäre und Ozeanographie (NOAA) einen von WissenschafterInnen aus 48 Ländern erarbeiteten Statusbericht zum Klimawandel veröffentlicht. Anhand der Entwicklung von 10 Schlüsselindikatoren wird unmissverständlich dargelegt, dass sich das Klima ändert – die Erde hat sich gemäss den Untersuchungen in den letzten 50 Jahren kontinuierlich erwärmt!
Climategate hat (abgesehen davon, dass bei solchen Vorgängen immer „etwas hängen“ bleibt) eine bereinigende Wirkung: der Mensch gemachte globale Klimawandel kann nun als massgeblicher Fakt bezeichnet werden. Wer zukünftig diese Tatsache in Frage stellt, ist nicht mehr „KlimaskeptikerIn“, sondern definitiv „Climate Criminal„! Dazu zählen sicher die amerikanische Republikanische Partei, die Erdölwirtschaft, in der Schweiz etwa die Erdölvereinigung, auf jeden Fall die SVP, in Teilen auch VertreterInnen der FDP. Dazu gehört auch die Atomenergielobby, deren politische VertreterInnen häufig den Mensch gemachten Klimawandel negieren, aber als falsches Argument zur Kernenergieförderung trotzdem verwenden.
Was ist zu tun? Angstreaktionen sind definitiv nicht erforderlich – sondern überlegtes Handeln, auch im Hinblick auf weitere Herausforderungen (Endlichkeit sowohl der fossilen Energien als auch der Atomenergie, geopolitische Bedeutung von Erdöl). Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich haben beispielsweise mit ihrem Entscheid zur 2000-Watt-Gesellschaft überlegtes Handeln eingeleitet, es gibt viele weitere solche Beispiele!
Das Schnüren solcher Massnahmenpakete ist ein gesellschaftspolitischer Vorgang – darum ist die Ablehnung einzelner Massnahmen nicht als Klimakriminalität zu beurteilen.