Die Steinzeit endete nicht wegen zu wenig Steinen. Das fossile Zeitalter wird vor dem Ende der fossilen Brenn- und Treibstoffe vorbei sein – weil es bessere Lösungen gibt. Dies zeigt sich einerseits bei den Dieselmotoren, aber auch bei den Öl- und Gasheizungen.
Auch wenn der Strassenverkehr schon lange auf den Verbrennungsmotor-Technologien beruht, ist klar, dass es bessere Lösungen braucht: Etwa ein Sechstel der in Diesel, Benzin oder Gas enthaltenen Energie wird in Vortriebsenergie umgewandelt, der Rest fällt als Abwärme an. Die «Verbrennung» der Treibstoffe ist ein physikalisch heikler Vorgang, der zu hohem Luftschadstoffausstoss führt, welcher in der Regel nur mit End-of-Pipe-Ansätzen teilweise begrenzt werden kann. Zudem sind Verbrennungsmotoren laute Antriebsaggregate, und es wird sehr viel Tara für eher wenig Nutzlast bewegt.
Bei allem Respekt vor den Leistungen der Herren Otto und Diesel, von Generationen von IngenieurInnen: die Zeit von Otto- und Dieselmotoren ist vorbei! Auch wenn die hohe Energiedichte von Diesel und Benzin verlockend ist, braucht es neue Lösungen. Gasmotoren und Brennstoffzellen sind bestenfalls Übergangstechnologien. Wer dies nicht respektiert, wird weiterhin von Skandal zu Skandal unterwegs sein.
Ein erster Schritt: Verkehr vermeiden kommt vor technologischen Ansätzen. Wir brauchen endlich eine Verkehrspolitik, die dazu beiträgt, die Verkehrsmengen deutlich zu reduzieren – eine der Chancen der Digitalisierung.
Wir brauchen eine Verkehrs-, Wirtschafts- und Siedlungspolitik, die dafür sorgt, dass Menschen ihre alltäglichen Mobilitätsbedürfnisse mit jenen täglich 7’000 bis 10’000 Schritten abdecken können, die aus gesundheitlicher Sicht als empfehlenswert gelten. Mit dem Auto von zu Hause oder vom Büro zum Fitness-Zentrum ist genau so skandalös wie Dieselmotoren, die übermässig Schadstoffe ausstossen.
7’000 Schritte pro Tag, das sind neben den etwa 3’000 Schritte, dies sich während eines Arbeitstages ohne Lift und Co ergeben, entsprechen etwa 60 Minuten Unterwegszeit. Das ist weniger als die gemäss Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2015 ermittelten etwa 90 Minuten Verkehrszeiten. Auch zügiges Velofahren hat positive Auswirkungen auf den Schrittezähler.
Reisen erweitert den Horizont – fraglich ist, ob dies auch für die täglichen Pendelfahrten zutrifft. Braucht es allerdings für solche horizonterweiternden Reisen tatsächlich ein Auto mit mehreren hundert Kilometern Reichweite?
Es ist davon auszugehen, dass eine nachhaltige Verkehrspolitik die gesamthaften Autokilometer um mindestens den Faktor 10 reduzieren kann – auch wenn dies nicht zu den von Autoimporteuren geprägten Politiken etwa von FDP und SVP passt.
Inbesondere die Heizöl- und Erdgas-Vereinigung (HEV, früher Hauseigentümer-Verband) erweckt den Eindruck, als bestehe ein zwingendes und absolutes Recht auf den unbeschränkten Verbrauch an Heizöl und Erdgas für das bisschen Raumheizung und Wassererwärmung. Nun gibt es bereits eine sehr grosse Zahl von Gebäuden, auch von seit längerem bestehenden Gebäuden, selbst Gebäuden unter Denkmalschutz, die ohne Heizöl und Erdgas ausreichend mit Wärme für Raumheizung und Warmwasser versorgt werden, mit unterschiedlichen erneuerbaren Energieträgern. Wenn sich nun der HEV mit dem Festhalten an Öl und Gas gegen solche Lösungen ausspricht, ist dies eine rückwärtsgewandte Haltung, die weder den Interessen der Gebäudeeigentümerschaften noch der MieterInnen entspricht – auch diese wollen sich nämlich so rasch als möglich aus dem fossilen Zeitalter verabschieden können. Dazu kommt, dass auch bei den Öl- und Gaskesseln ein guter energetischer Wirkungsgrad als auch ein minimaler Luftschadstoffausstoss teilweise nur mit aufwändigen und unsicheren End-of-Pipe-Lösungen erreicht werden können.
Fazit: Es braucht so rasch als möglich den Ausstieg aus den fossilen Energien, sowohl im Verkehr als auch für die Wärmeversorgung von Bauten. Da es sich dabei noch um neue Technologien am Anfang der Entwicklungsmöglichkeiten handelt, sind bei einer Fokussierung auf diese Technologien schnell Lösungen erreichbar, die eine dauerhafte nachhaltige Nutzung der erneuerbaren Energien gewährleisten.
Zum Schluss: Auch wenn die Steinzeit schon lange vorbei ist, noch nie hat eine Gesellschaft mehr «Steine» gebraucht als heute. Jedes Jahr findet der «Earth Overshoot Day» früher statt, dieses Jahr am 2. August, einen Tag früher als letztes Jahr.