Es ist seit mindestens 30 Jahren klar, dass es die Atomenergie nicht für die Sicherstellung der Energieversorgung braucht – das war schon lange vor Tschernobyl und Fukushima bekannt. Diese Technologie ist viel zu aufwändig, sie ist hoch riskant, sie braucht erhebliche und lange gebundene Finanzmittel. Das Festhalten an der Atomenergie ist dümmliche Ideologie. Es braucht dringend eine Denkwende, es braucht eine Energiepolitik von unten!
Die Landung von Menschen auf dem Mond und die sichere Heimkehr zur Erde gilt nach wie vor als Beleg für die Machbarkeit kühner menschlicher Absichten. Rein gedanklich hat ein Teil der Menschen diesen Machbarkeitswahn auf die Atomkraftwerke übertragen – die Erstellung und der Betrieb von Atomkraftwerken gilt als Beleg dafür, dass die Menschheit mit komplexen Themen umgehen kann. Die Kernspaltung ist nicht bis ins letzte Detail beherrschbar, die Anlagen sind extrem aufwändig, sie erfordern eine partielle Ausserkraftsetzung demokratischer und rechtsstaatlicher Prinzipien (Stichwort „Atomstaat“). Durch die Grösse der Anlagen werden erhebliche Finanzmittel über sehr lange Zeit gebunden – auch die Finanzindustrie ist also gefordert. Die über Hunderttausende von Jahren sicher zu lagernden riesigen Atommüll-Mengen ist noch nicht mal in Ansätzen möglich, damit sind auch die Kosten für die Bewältigung dieses strahlenden Erbes weder abschätzbar noch sind die dafür erforderlichen Mittel bereitgestellt. Im klassischen Denkmuster der Nichthaltigkeit dürfte der Umgang mit dieser Altlast vielen kommenden Generationen überlassen werden, mit nicht absehbaren Folgen für das Wohlergehen.
Die FDP ist wegen des aus ihrer Sicht damit verbundenen Technologieverbots gegen den Ausstieg aus der Atomenergie. Nur: muss denn an einer Technologie festgehalten werden, die sich nicht bewährt hat, die erhebliche Kosten verursacht, die viele kommende Generationen mit risikoreichen Altlasten belastet? Es gibt ausreichende Alternativen zur Stromproduktion, es ist möglich, Strom nachhaltig aus erneuerbaren Quellen bereit zu stellen, unter Einbezug der Nachhaltigkeitsprinzipien Suffizienz, Effizienz und Konsistenz.
Atomenergie wird massiv direkt und indirekt subventioniert. So haben die BetreiberInnen von AKW’s nur einen Bruchteil der möglichen Schadensumme bei einem AKW-Unfall zu versichern – der Rest wird vom Staat getragen. Zudem sind die Stilllegungskosten der Alt-Anlagen und die Kosten der sicheren und dauerhaften Atommülllagerung nur zu einem kleinen durch die AnlagenbetreiberInnen zu übernehmen. Es ist absehbar, dass letztlich die Öffentlichkeit für die sehr hohe Kosten aus der „Altlastenbewältigung AKW“ aufzukommen haben wird.
Der Atomstrompreis lügt also, er ist massiv künstlich verbilligt, weil entweder heute oder in Zukunft jemand anders für die tatsächlichen Kosten aufzukommen hat. P.S. Nicht nur der Atomstrompreis lügt! Dass bei solch lügenden Preisen eine Strommarkt- und später eine Gasmarktöffnung erfolgen soll, ist schlicht zynisch.
Ein trübes Beispiel für diese massiv lügenden Strompreise stellt die Absicht der Europäischen Kommission dar, eine erhebliche Subvention für das neu zu bauende englische AKW Hinkley Point zuzulassen – eine weitere Zementierung der Machbarkeitswahn-Ideologie.
Es trifft zu, auch erneuerbare Energien werden derzeit subventioniert, auch wenn dies nicht nötig wäre, wenn endlich Kostenwahrheit im Energiebereich hergestellt würde, zum Beispiel durch stark lenkende, vollständig an Haushalte und Wirtschaft rückerstattete Energieabgaben. Es ist nach wie vor davon auszugehen, dass die Fördermittel für die Sonnenenergie im Hinblick auf die technologische Entwicklung stark vermindert werden. Die bisherigen Förderbeiträge für Strom aus erneuerbaren Quellen sind als Anreiz zur Anwendung einer neuen Technologie gedacht. Seit 1967 wird die Atomenergie – mit massiver Subventionitis . vermeintlich wirtschaftlich genutzt, da lässt sich unter keinem Titel irgend eine Subvention rechtfertigen.
Offensichtlich zudem: mit jedem Euro-Cent, der in ein AKW investiert wird, fehlt Geld für andere, ökonomischere und nachhaltigere Lösungen!
Es braucht eine Denkwende, um die AKW-Ideologie entsorgen zu können – nur so kann eine fossil- und nuklearfreie nachhaltige Energieversorgung möglich werden. Dazu muss sich die Energiepolitik von ihrer energiewirtschaftlichen Optik lösen und zu einer Energiepolitik von unten werden – jede und jede hat in seinem/ihren Verantwortungsbereich die nötigen Beiträge für eine nachhaltige Energieversorgung zu leisten.