41 Jahre nach der Erdölpreiskrise im Jahr 1973 decken die fossilen Brenn- und Treibstoffe (Heizöl, Benzin, Diesel, Erdgas) immer noch den grössten Anteil des Energieverbrauchs in der Schweiz ab. Es gibt sehr viele Gründe, sich von den fossilen Energieträgern – parallel zum Ausstieg aus der Atomenergie – zu emanzipieren. Warum hat die Schweiz es nicht geschafft, sich von den fossilen Energieträgern zu befreien?
Die Statistiken des Bundes zeigen eines: deutlich zugenommen hat der Verbrauch von Benzin und Diesel – es sind deutlich mehr Autos deutlich weiter unterwegs als noch vor vierzig Jahren. Und dies, obwohl gleichzeitig auch die mit dem öffentlichen Verkehr erbrachten Verkehrsleistungen (Stichwort etwa Zürcher S-Bahn) deutlich zugenommen haben. Der Strassenverkehr ist nach wie vor abhängig von den fossilen Treibstoffen Benzin und Diesel – das Wort „abhängig“ dürfte es sehr genau treffen, durchaus mit dem Suchtbezug.
Der Heizölverbrauch verminderte sich, während der Erdgasverbrauch in etwa gleichem Umfang zunahm. Mit Energie-Effizienzmassnahmen an den bestehenden Gebäuden und energetisch besseren Neubauten ist es gelungen, die deutliche Zunahme des beheizten Gebäudevolumens energetisch zu kompensieren. Allein zwischen 1990 und 2010 haben die Energiebezugsflächen um rund 30 Prozent zugenommen (etwa 1.3 % zusätzliche Energiebezugsfläche pro Jahr). Insbesondere für die Beheizung von bestehenden Bauten und die Wassererwärmung besteht nach wie vor eine erhebliche Abhängigkeit von den fossilen Brennstoffen Heizöl und Erdgas. Das „Erschrecken“ von Politik und Gesellschaft über die „Waffe Erdölpreis“ hat nicht zu einem Umdenken geführt, sondern zu einer Diversifikation der fossilen Energieträger.
Werbesprüche wie „Ölheizung: entscheiden richtig!“ oder „Wer jetzt auf eine neue Erdgas-Heizung setzt, dem dankt die Natur.“ illustrieren, wie verankert das fossile Heizen und die fossile Wassererwärmung nach wie vor sind, obwohl es ausreichende Alternativen gibt, die mit erneuerbaren Energien nachhaltig genutzt werden können. Dazu passt, dass im Tagesanzeiger seit Jahren jeden Freitag die Heizölpreisentwicklung dargestellt wird. Erst wenn sowohl „fossile“ Werbesprüche wie fixe Medienbeiträge verschwinden, kann sich eine Veränderung ergeben! Dazu gehört auch, dass die öffentliche Hand nach wie vor an Erdgasversorgungen beteiligt ist, auch da hat die Politik korrigierend einzugreifen.
Die Erdölpreiskrise 1973 hat den „Krieg um Öl“ lanciert, welcher irgendwann zum „Krieg gegen den Terror“ wurde, mit u.a. der Parallelschiene „Fracking“. Klar ist und bleibt:
- Fossile Rohstoffe sind endlich, sie sind begrenzt.
- Die „Produktion“ von fossilen Energieträgern führt zu erheblichen Umweltbelastungen an den Bohrstandorten und auf den Transportwegen, sowohl im Normalbetrieb wie bei Unglücken.
- Die Anwendung der fossilen Energien führt lokal zu erheblichen Umweltbelastungen durch Luftschadstoffe und insbesondere bei „Explosionsmotoren“ durch Lärm.
- Die Verbrennung der fossilen Energieträger leistet einen erheblichen Beitrag zum Mensch gemachten Klimawandel – wer den Mensch gemachten Anteil am Klimawandel leugnet, hängt irgendwelchen obskuren Verschwörungstheorien im Dienste der globalen Erdölmafia nach.
Weg von Oel und Gas, die Emanzipation von den fossilen Energieträgern (bei gleichzeitigem Atomenergieausstieg) ist eine raschmöglichst anzugehende Herausforderung für eine innovative und zukunftsgerichtete Gesellschaft. Neben staatlichen Massnahmen – von Vorschriften bis zu Nudges zur Umsetzung von freiwilligen Verbesserungen – braucht es dazu eine Energiepolitik von unten: Jede und jeder hat in ihrem/seinem Verantwortungsbereich die erforderlichen Beiträge zu leisten.