Derzeit befinden wir uns in einer Klimakrise. Um die Menschen (und die Umwelt) vor den Folgen der Klimakrise schützen zu können, braucht es «schnelle, weitreichende und beispiellose Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft».
2021 war in Zürich Fluntern ein nicht ganz so warmes Jahr wie zum Beispiel 2018. Allerdings liegt ein noch weniger warmes Jahr bereits einige Jahre zurück (2013).
Temperaturstreifen
Die Temperaturstreifen für Zürich mit den Jahresmitteltemperaturen von 1864 bis 2021 decken ein Temperaturband von 6.4 bis 11.2 °C ab. Zwölf Farbstufen von Dunkelblau über Blassblau und Blassrot bis zu Dunkelrot machen die Veränderungen sichtbar. Fast unabhängig von den wetterbedingten Schwankungen von Jahr zu Jahr liegen die bläulichen Jahre meist in den frühen Jahren der Zeitreihe. Die dunkleren Rottöne stammen ausschliesslich aus den 20 bis 30 Jahre zurückliegenden Zeiten.
Die Ursachen der Klimaerhitzung
Klimaveränderungen gehören zur Erde. Allerdings: Das Klima erhitzt sich seit einiger Zeit in erheblichem Tempo. Der überwiegende Teil dieser Erhitzung ist auf die von menschlichen Tätigkeiten verursachten Emissionen von Treibhausgasen zurückzuführen. Insbesondere die Verbrennung von fossilen Rohstoffen – Kohle, Erdöl, Erdgas – löst die Klimaerhitzung aus. Die physikalischen Hintergründe sind bestens bekannt. Bis auf Botschafter*innen und Influencer*innen der fossilen Klimaschmutz-Wirtschaft sind diese Fakten anerkannt.
Aussteigen aus der fossilen Klimaschmutz-Wirtschaft
Seit rund 50 Jahren ist bekannt, was zu tun ist: wir alle müssen so rasch als möglich aus dem Gebrauch von fossilen Rohstoffen aussteigen. Weil dies einer moralischen Revolution gleichkommt, tut sich die Gesellschaft schwer, sogar sehr schwer mit diesem Ausstieg. Dazu kommt, dass nicht nur fossile Energieträger direkt und indirekt in erheblichem Umfang subventioniert werden – die Energie- und Klimapolitik wird seit langen Jahren von lügenden Energiepreisen geradezu obsolet gemacht.
Schnell, weitreichend, beispiellos: diese Eigenschaften sind seit mindestens 2018 die Klimaschutz-Vorgaben der Wissenschaft an die Gesellschaft. Die Klimabewegung, angestossen durch die Impulse von Greta Thunberg, hat die Dringlichkeit übernommen, etwa mit der Forderung nach «Netto Null 2030».
Auch wenn vielfach das Wort Klimaschutz gebraucht wird: Es geht darum, mit diesen Massnahmen zu versuchen, die Klimaerhitzung zu reduzieren. Wir alle wollen dafür sorgen, dass auch die Enkel*innen und Urenkel*innen ein gutes Leben haben können. Zu beachten sind dabei auch die weiteren Ziele für eine nachhaltige Entwicklung.
Der Climate Action Plan der Klimabewegung bietet viele Anregungen für eine erfolgsversprechende Klimapolitik.
Wir alle …
Schnelle, weitreichende und beispiellose Massnahmen in allen Bereichen der Gesellschaft: Dies bedeutet, dass wir alle in zahlreichend Tätigkeitsfeldern handeln müssen. Derzeit sind sehr viele Ausflüchte zu hören, warum nicht gehandelt wird.
Auch wenn China, Indien, USA, … nicht (ausreichend) handeln, ist dies keine Entschuldigung für Nichthandeln.
Auch wenn die (kleine) Schweiz alleine kaum etwas ändern kann, haben wir wegen der Klimagerechtigkeit trotzdem zu handeln.
Die lügenden (Energie-)Preise taugen ebenfalls nicht als Nichtstun-Ausrede. Wenn es um Kostendiskussionen geht, dürfen «Klimaschutzmassnahmen» nicht an hohen Invesitionskosten scheitern. Meist sind nämlich die Betriebskosten bei der Nutzung erneuerbarer Energien tiefer als mit Angeboten der fossilen Klimaschmutz-Wirtschaft. Zudem gehen häufig die voraussichtlichen Kosten zur Anpassung an die Klimaerhitzung vergessen.
Schöne Zukunftsgeschichten
Die nachweislich zutreffenden Begriffe Klimaerhitzung oder Klimakrise werden gelegentlich despektierlich als dystopische Panikmacherei abgekanzelt. Dabei geht vergessen, dass Klimapolitik zu schönen Zukunftsgeschichten führt. Als ein Beispiel: Schweiz 2050 – NETTO 0 Treibhausgase (Verein Klimaschutz Schweiz).
Lernprozesse
Es wird noch einige Lernprozesse brauchen, um auch in der Schweiz eine ernsthafte Klimapolitik zu etablieren und dauernd zu verbessern. Immer wird es darum gehen, kluge Antworten auf Ausflüchte zu finden. «Konsumverzicht hilft wenig gegen den Klimawandel» ist eine solche Standardausflucht, insbesondere der nach wie vor wachstumsorientierten Wirtschaft. Interessant ist allerdings, wenn diese Ausflucht von einem Vertreter von Avenir Suisse vorgebracht wird, verbunden mit der Aussage «Die fossilen Energieträger müssen angebotsseitig zurückgedrängt werden».
Die Gletscher-Initiative, eingereicht im November 2019, verlangt unter anderem in Absatz 3 «Ab 2050 werden in der Schweiz keine fossilen Brenn- und Treibstoffe mehr in Verkehr gebracht.» – eindeutig eine angebotsseitige Vorgabe. Der Bundesrat hat unterstützt von wirtschaftsnahen Kreisen mit absurden Ausflüchten diese angebotsseitige Massnahme nicht in den schwächlichen Gegenvorschlag aufgenommen.
Es ist zu hoffen, dass der bei Avenir Suisse sichtbare gewordene Lernprozess dazu führt, dass der Verkaufsstopp für fossile Brenn- und Treibstoffe wieder in die Klimapolitik aufgenommen wird, vorteilhaft allerallerspätestens im Jahr 2040. Die Stadt Zürich etwa hat nach langem Zögern im November 2021 eine «Gasstrategie» beschlossen, mit der Absicht, «den Einsatz von Gas aus fossilen Quellen bis spätestens 2040 zu beenden».
Schnell, weitreichend, beispiellos …
Der bereits erwähnte Climate Action Plan der Klimabewegung geht nach wie vor von Netto Null 2030 aus. Wenn wir alle schnell, weitreichend und beispiellos unterwegs sind, ist dies sehr realistisch. Dazu braucht es allerdings noch einiges, siehe auch Plan W. 2039 – Wir alle wollen.
Datengrundlage für Temperaturstreifen: MeteoSchweiz, Homogene Messreihen ab 1864
PS: Ich weiss, es gibt auf meinem Blog zahlreiche vergleichbare Beiträge – auch wenn die Botschaften immer ähnlich sind, wurden die Dringlichkeit oder noch treffender der Klimanotstand zumindest in der Politik nicht wirklich wahrgenommen.