Der heisse Sommer 2003 und die damit verbundenen Ozonspitzenwerte müssen Folgen haben. Allerdings keine halbherzigen Sofortmassnahmen, sondern sofort hochwirksame Massnahmen in vielen Bereichen.
Zu Ursachen und Wirkungen
Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist der übermässige Ausstoss von Treibhausgasen die Ursache für die Wetterextrem-Ereignisse. Auch wenn die Zusammenhänge nicht restlos geklärt sind: der Raubbau an den Ressourcen dieser Erde kann nicht ohne Auswirkungen auf das Klima bleiben. Im Sinne der Vorsorge ist alles zu unternehmen, um den Ausstoss der Treibhausgase deutlich zu reduzieren.
Effizienz und Effektivität reichen nicht
Effizienz (das, was getan wird, mit möglichst hohem Wirkungsgrad tun) und Effektivität (bei Varianten sich für jene mit den geringsten Belastungen entscheiden) sind wichtige Instrumente. Diese Denkweise hat die Umweltpolitik der letzten dreissig Jahre geprägt. Eines ist dabei klar geworden: all dies, was bis anhin getan wurde, ist noch viel zu wenig, die Anstrengungen müssen wesentlich verschärft werden.
An einigen Beispielen: Autos mit Erdgasantrieb oder mit einem Treibstoffverbrauch von 2 bis 3 Litern auf 100 km (Effizienz) müssten schon seit Jahren Standard sein – Erdgasfahrzeuge lassen sich in der Statistik kaum nachweisen, und das durchschnittliche Neuauto braucht immer noch gegen 8 Liter Treibstoff pro 100 km. Das Effektivitätsangebot Öffentlicher Verkehr wird rege genutzt, aber es liegt noch viel mehr drin.
Bei Kühlschränken gibt es auf dem Markt A+ und A++ Geräte – G-Geräte (G für ganz schlecht) werden nach wie vor angeboten – Energieverbrauchsunterschied Faktor 2.5 bis 4.
MINERGIE und MINERGIE-P gelten als Stand der Technik – immer noch wird der grösste Neubauanteil mit einem Wärmeschutzstandard erstellt, der zu einem Mehrverbrauch von etwa Faktor 2 führt.
Zur Unterstützung von Effizienz und Effektivität braucht es ein Multipaket:
- Strengere Vorschriften – neben dem Bauwesen sind insbesondere bei Fahrzeugen die unverbindlichen Vereinbarungen zwischen Bund und AutoSchweiz durch klare gesetzliche Vorschriften abzulösen. Gleiches gilt für den Elektrogerätebereich.
- Beseitigung der lügenden Energie- und Ressourcenpreise: Realisierung der Kostenwahrheit ist dringlich. Ausgangspunkt: Der Liter Benzin hat mindestens 5 Franken zu kosten. Und weil energie- und ressourcenbewusstes Verhalten belohnt werden muss, werden die Erträge der Energieabgabe an Haushalte und Wirtschaft zurückerstattet. Auf keinen Fall: Verbilligung des bereits heute sehr günstigen öffentlichen Verkehrs.
- Prioritätensetzung in der Verkehrspolitik: Fuss- und Veloverkehr, der öffentliche Verkehr sind politisch und finanziell nicht nur zu priorisieren, sondern ausschliesslich zu bevorzugen. Mit anderen Worten: sofortiger Bau-, Planungs- und Inbetriebssetzungsstopp für sämtliche Strassen und Flugverkehrseinrichten. Daraus abgeleitet Baustopp für sämtliche Bauvorhaben, die für ihre Erschliessung auf Strassenbauten angewiesen wären. Die mehr oder weniger regelmässigen Staus auf den Strassen illustrieren das treibhausschädigende Verhalten der Stauteilnehmenden – Staus sind durch ein anderes Verkehrsverhalten zu beseitigen und nicht durch neue Strassenbauten.
- Eine Raumplanungsrevision, die endlich eine Raumordnung schafft, mit klaren Vorgaben: Entwicklung nur dort zulassen, wo nachweislich wenig Verkehr erforderlich ist und der verbleibende Verkehr nahezu ausschliesslich zu Fuss, per Velo oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln abgewickelt werden kann.
Dabei handelt es sich ausschliesslich um Massnahmen, die die Effizienz oder die Effektivität der Ressourcenverwendung betreffen.
Ansprüche hinterfragen: Suffizienz ist angesagt!
Der Ressourcenverschleiss der letzten Jahrzehnte hat ein gemeinsames Merkmal: es wurde wesentlich mehr zusätzlich verbraucht, als es beispielsweise der Bevölkerungsentwicklung entsprochen hätte. Die Ressourcenbeanspruchung pro Kopf ist also sehr deutlich angestiegen. In den meisten Fällen haben die höheren Ansprüche die Effizienzgewinne aufgefressen (Gebäude) oder gar überkompensiert (Strassenverkehr). Der aktuelle Ressourcenverbrauch muss im Mittel eindeutig als Überentwicklung bezeichnet werden – für die Schweiz wurde ein ökologischer Fussabdruck ermittelt, der einen Planeten erforderlich macht der 2.6 mal grösser ist als die Erde (siehe www.footprint.ch). Insbesondere in den Industrieländern ist also neben Effizienz und Effektivität Verzicht angesagt – oder Suffizienz. Nicht die Altersvorsorge oder die Wirtschaftsförderung sind die tatsächliche Herausforderung unserer Zeit, sondern der direkte Weg in eine Gesellschaft, die höchstens mit jenen Ressourcen wirtschaftet, die ihr auch tatsächlich zustehen. Und je früher damit begonnen wird, desto besser! Als Anschauungshilfe: Der Ressourcenverbrauch muss gegenüber heute um Faktoren Vier bis Zehn vermindert werden!