Eigentlich ist es längst bekannt: „Geiz ist geil“ ist vorbei – verantwortungsvoller Konsum ist angesagt. Wer dies noch nicht gemerkt hat: zum Beispiel der von der Konsumenteninfo AG herausgegebene Ktipp. Da wird nach wie vor KonsumentInnenverdummung betrieben.
Einige Beispiele:
In der Ausgabe 8 des Jahres 2008 (Seite 7) steht ein Artikel über zu teure Parkplätze bei Flughäfen. Dabei ist zu beachten, dass Fliegen aus ökologischen und gesellschaftlichen Gründen verantwortungslos ist. Geradezu dumm ist es, mit dem Auto zum Flughafen zu fahren. Verantwortungsvolle KonsumentInnen geraten gar nie in derartige Situationen. Parkgebühren an Flughäfen müssen vom Gesetzgeber her lenkenden Charakter haben.
In der Ausgabe 12 vom Juni 08 wird auf Seite 36 wieder einmal über den öffentlichen Verkehr hergefallen. Seit 2002 gibt es im Zürcher ZVV-Gebiet (nicht bei der SBB wie im Ktipp-Artikel behauptet) ein Wochenende-Nachtangebot – mit einem Zuschlag von fünf Franken, mit riesigen Plakataktionen bekannt gemacht, an jedem Billettautomat gross angeschrieben. Der Ktipp macht sich stark für dümmliche (sie werden im Artikel als gutgläubig bezeichnet) KonsumentInnen, die meinten, sich diese fünf Franken sparen zu können. Tja, das liegt halt auf der Ktipp-Linie: billig, billiger, am billigsten. Dabei ist es längst klar, dass spezielle Dienstleistungen – und Nacht-ÖV-Angebote sind solche Dienstleistungen, sie verursachen beispielsweise Nachtruhestörung, sie zwingen Mitarbeitende des öffentlichen Verkehrs zu Wochenende-Nachtarbeit – auch etwas kosten.
Der Ktipp behauptet nach wie vor tatsachenwidrig, dass es zwischen Preis und Qualität keinen Zusammenhang gebe (ein kleines Beispiel aus Ktipp 12: mit „Gut“ in einem Notebook-Test hat ein Apple MacBook abgeschlossen; dieses schöne Teil kostet Fr. 1449.–. Mit „Befriedigend“ wurden beispielsweise ein Dell-Notebook zum Preis von Fr. 1049.– oder ein Sony-Notebook zum Preis von Fr. 999.– beurteilt.
Der Ktipp ignoriert systematisch, dass innere Werte einen Einfluss auf den Produktepreis haben, zum Beispiel gerechter Handel (Max Havellar) oder Bio-Landbau. Weil neueste Untersuchungen zeigen, dass z.B. Bio-Milch zu weniger Ekzemen bei Kindern führt, sollte der Ktipp systematisch keine Preisvergleiche mehr für Nicht-Bioprodukte durchführen. Denn: alle Billigprodukte führen sehr direkt zu Oeko- und Sozialdumping. Solche Tiefpreisgeilerei ist verantwortungslos. Die heutige Zeit braucht den verantwortungsbewussten und mündigen Konsumenten, die verantwortungsbewusste und mündige Konsumentin. Und vorausgehen müssen hier Medien wie der Ktipp, die für viele KonsumentInnen die neue Bibel darstellen.