Die jeweils neuesten Verkehrs-Unfallzahlen in der Stadt Zürich zeigen auf, dass das Velo mehr Platz braucht. Als Vorbemerkung: Eine vorausschauende, defensive Fahrweise ist nicht nur für Velofahrende zwingend.
Als aktiver Velofahrer auch auf Stadtgebiet habe ich schon einige Beiträge aus verkehrspolitischer Sicht geschrieben, ich versuche mich, möglichst wenig zu wiederholen. Ich bin viel mit dem Velo unterwegs, hin und wieder auch zu Fuss, gelegentlich mit dem öffentlichen Verkehr.
Ich habe bis jetzt gute Erfahrungen mit der vorausschauenden, defensiven Velofahrweise gemacht. Allerdings: wenn ich so unterwegs bin, brauche ich deutlich mehr Zeit, als dies der digitale städtische Veloroutenplaner berechnet. Dies liegt erfahrungsgemäss daran, dass der Routenplaner Wartezeiten an Signalen oder im Verkehrsgeschehen nicht berücksichtigt. Es ist zudem so, dass es aufgrund der autodominierten Verkehrsplanung gar nicht möglich ist, mit dem Velo gesetzeskonform durch Zürich zu fahren. Dies betrifft insbesondere Übergänge, Routenführungen und grüne Phasen. Regelmässig führen etwa signalisierte Radstreifen direkt in meistens benutzte Parkplätze. Ärgerlich sind auch gemeinsame Führungen von Velo- und Fusswegen (das wird am Bild zum Blogbeitrag bestens sichtbar).
Öffentlicher Verkehr und Autoverkehr haben in Zürich Priorität, einzelne Schwerpunkte betreffen den Fussverkehr. Das Velo, die Velofahrenden sind in Zürich von Ausnahmen abgesehen bloss geduldet, und dies seit langen Jahren. Dies führt dazu, dass sich viele Velofahrende – gegen die von mir postulierte vorausschauende, defensive Fahrweise – geradezu behaupten wollen im Verkehr. Neben der durchaus vorhandenen Ungeschicklichkeit verschiedener Velofahrenden ist dies der Sicherheit im Verkehr sicher nicht zuträglich.
Was braucht es, damit das Velo mehr Platz erhält? Es braucht zuerst die Haltung, dass das Velo neben dem öffentlichen Verkehr und dem Fussverkehr zu bevorzugen ist. Die in den letzten Jahren immer grösser gewordenen Autos müssen mindestens zwei Stufen auf der Beachtungsskala zurückgesetzt werden, unabhängig von ihrer Antriebsweise und dem politischen Lobbying ihrer Marketingorganisationen SVP und FDP.
Es gibt zwar einen städtischen Strategie-Schwerpunkt «Sicherheit beim Velofahren erhöhen». «Mehr Platz» scheint da eher kein Thema zu sein, Zitat «Fokussiert wird auf Signalisationen, Markierungen und wo nötig bauliche Massnahmen. Ergänzend soll mit Sensibilisierungsmassnahmen auf unfallvermeidendes Verhalten aller Verkehrsteilnehmenden hingewirkt werden.»
Objektiverweise bietet selbst in der teilweise hügligen Stadt Zürich das Velo erhebliche Vorteile für den Verkehr und die Lebensqualität – da muss «Mehr Platz für das Velo!» an erster Stelle stehen.