Menschenrecht Lebensmittel Wasser – Blog Action Day 2010

Wasser ist ein Lebensmittel – etwa 3 Liter Wasser sollte mensch täglich zu sich nehmen – sauberes, gesundes Wasser, nachhaltig genutzt. Seit dem Sommer 2010 gilt Wasser als Menschenrecht, die Verfügbarkeit des Lebensmittels Wasser gehört zu den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten, die einem Menschen auf dieser Erde zukommen.

Trinkwasser. Die Schweiz gehört zu jenen Ländern, die in der Nähe der Wasserquellen liegen – viel Niederschlag, Gletscher, Bäche und Flüsse in der Nähe der Quellen, eine lange Tradition des Gewässerschutzes, eine aufwändige, kostspielige und durchaus energieintensive Wasserversorgung liefern in jede Wohnung frisches, jederzeit trinkbares Wasser, im Gegensatz zu sehr vielen Ländern ohne hygienisierenden Chlorzusatz. 3 Liter Wasser braucht der Mensch pro Tag als Lebensmittel, einige Liter dazu, um diese Lebensmittel zuzubereiten – und einiges für Hygiene, Körperpflege, sanitäre Einrichtungen (Wasserspülung), aber auch z.B. für die Autowäsche. In der Stadt Zürich kommen so 160 Liter Wasser pro Tag und Person zusammen. 55.5 Mio m3 hat die Wasserversorgung der Stadt Zürich im Jahr 2009 aufbereitet und an Haushalte und Wirtschaft abgegeben – etwa 2.5 % des durch den Zürichsee fliessenden Wassers (der grösste Teil wird im geklärten Zustand wieder ins Flusssystem der Limmat zurückgegeben). Im übrigen: als zwar eigenwirtschaftliches, aber nicht gewinnorientiertes Unternehmen bietet die Wasserversorgung Zürich diesen „edlen“ Tropfen zu 0.002 Franken pro Liter an.

Im übrigen: die Lage „oben“ an den Wasserströmen führt dazu, dass in der Schweiz für sehr vieles Trinkwasser benötigt wird, welches auch mit sogenanntem Grauwasser oder auch mit gespeichertem und gefiltertem Regenwasser funktionieren würde. Warum beispielsweise Autos mit Trinkwasser gewaschen werden sollen, ist nicht einsehbar.

Trinkwasser ist aber auch ein Geschäft. Im Billigangebot der Grossverteiler kostet ein Liter in PET eingeflaschtes Wasser etwa hundert Mal mehr, je nach Marketing-Aufwand und Herkunft des Flaschenwasser kann der Liter Mineralwasser auch 1000 mal teurer sein als Hahnenwasser (und ist mit einem erheblich grösseren ökologischen Fussabdruck versehen als Hahnenwasser). Aus rein kommerziellen Gründen sind die grossen Softdrink-Hersteller am Geschäft mit dem Flaschenwasser interessiert – der Multi Coca-Cola hat sich in der Schweiz das Valser Mineralwasser einverleibt, der Multi Nestlé hat sich das Mineralwasser aus Henniez gesichert. Wenn die öffentlichen Wasserversorger für das Trinkwasser ab Hahn werben, kommt postwendend die Lobby-Keule in der Person von Nationrat und CVP-Präsident Christophe Darbellaye daher.

Menschenrecht auf das Lebensmittel Wasser – da versprechen sich diese Multis neue Märkte. Denn fast eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu Trinkwasser, das diesen Namen verdient. Mit verheerenden Folgen: Jeden Tag sterben 4000 Kinder an Durchfall, der durch schlechtes Trinkwasser verursacht wurde (Zitat Helvetas, Aktion „Sauberes Trinkwasser für eine Million“, 2010). Im übrigen: hier bestehen erschreckende Parallelen zum Welthunger. Der Fall ist klar: nicht Multis sollen das Menschenrecht auf Wasser umsetzen, sondern die Zivilgesellschaft. Wie in der Schweiz, etwa in der Stadt Zürich, gehört die Trinkwasserversorgung der Haushalte und der Wirtschaft in die Hand der Oeffentlichkeit – das Recht auf Wasser darf nicht privatisiert werden!

Dazu gehört auch: gesundes Wasser verlangt einen nachhaltigen Umgang mit dieser Ressource. Biolandwirtschaft und zurückhaltende Bewässerung von Kulturen, insbesondere für den Export, sind zwingende Voraussetzungen.


Thema des Blog Action Day 2009 war der Klimaschutz. Zum Thema Wasser des Blog Action Day 2010 besteht ein direkter Zusammenhang: Der Mensch gemachte Klimawandel verändert in drastischer Weise den lokalen, regionalen und globalen Wasserhaushalt. Wenn etwa die Gletscher in den Alpen schneller abschmelzen, vermindert sich die Wasserspeicherfähigkeit des Alpenraums – die Pufferung natürlicher Klimaschwankungen ist nicht mehr wie bis anhin möglich. Selbst im sogenannten Wasserschloss Schweiz ist nicht auszuschliessen, dass zukünftig extreme Trockenperioden, aber auch massive Überschwemmungen auftreten werden. Auf Dauer ist mit andern Worten auch die Trinkwasserversorgung in heute gut mit Trinkwasser versorgten Gebieten nicht gesichert!


Beitrag von umweltnetz.ch zum Blog Action Day 2010

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