Krieg um Oel, jetzt auch noch Krieg um Atom? „Unendliche Kriege“ z.B. im Irak und in Afghanistan mit intensiver Beteiligung unter anderem der USA prägen seit einiger Zeit sowohl das politische Geschehen als auch die ökonomische Diskussion: die Finanzkrise seit Herbst 2008 ist auch als Hinweis darauf zu verstehen, dass nicht einmal die USA diese Kriege auf Dauer finanzieren kann. Der vom „Falken“ US-Senator Joe Liebermann angedrohte Krieg gegen den Iran, der Krieg um Atom, ist in den Wurzeln auch ein Krieg der USA zur Verteidigung des übermässigen ökologischen Fussabdrucks der BewohnerInnen dieses Landes.
Mit der ausschliesslich auf sehr aufwändige Lobbyarbeit zurückzuführende Ankündigung von US-Präsident Barack Obama, die Atomenergie in den USA zu fördern, wird klar, was die Drohungen der Kriegsgurgel Liebermann sind: es geht auch hier darum, dass insbesondere die ökonomischen Kräfte in den USA bestimmen wollen, wer die Atomenergie wie zu nutzen hat. Die Weltpolitik wird in erster Linie durch die Interessen der amerikanischen Oel- und Nuklear-Multis bestimmt, unabhängig davon, wer unter dieser Energie- und Ressourcen-Mafia gerade Präsident der Vereinigten Staaten von (Nord-)Amerika ist!
Diese Lobby hat ein enormes Interesse daran, dass die US-Einwohnenden ihren massiv übermässigen ökologischen Fussabdruck beibehalten oder idealerweise sogar noch steigern – denn dies gibt saftige Gewinne für die Energieunternehmungen.
Die Demokratisierung der despotischen und diktatorischen Regimes mit oder ohne religiöse Haupttöne in der Region ist damit verbunden ein zwar berechtigtes Anliegen, aber angesichts der übrigen Dimensionen der Fragestellungen eher von untergeordneter Bedeutung. Die grosse Zahl von Kriegstoten – sowohl bei den „angreifenden“ Armeen, den „Widerstandskämpfern“, aber auch bei der Zivilbevölkerung – ist unakzeptabel: ein klarer und eindeutiger Hinweis darauf, dass diese Vorgehensweise moralisch und ethisch nicht akzeptabel ist, siehe auch z.B. die Neujahrs-Predigt der EKD-Vorsitzenden Dr. Margot Kässmann.
Der iranische Staat im Besitze von Atomwaffen – diese Vorstellung ist tatsächlich erschreckend. Objektiverweise aber nicht erschreckender als das Wissen um alle anderen tatsächlichen und vermuteten Atomwaffen-Staaten. Der Fall ist klar: Atomwaffen müssen geächtet werden und haben aus Alltag und Politik zu verschwinden, so rasch als möglich. Allerdings: so lange die tatsächlichen und vermuteten Atomwaffen-Staaten an dieser Technologie festhalten, ist es nicht nachvollziehbar, warum dies andere Staaten nicht auch tun sollten! Es gibt letztlich keine guten oder bösen Atomwaffen-Staaten – das damit verbundene Macht- und Drohgetue ist auf jeden Fall verabscheuungswürdig. Als überzeugter und engagierter Argumentierer gegen die „zivile“ Nutzung der Atomenergie ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum etwa die USA dem Iran den Betrieb von Atomkraftwerken untersagen wollen, während die USA gleichzeitig im eigenen Land die Atomenergie fördern. Erklärbar wird dies nur dann, dass die USA beanspruchen, auch bezüglich ökologischem Fussabdruck weiterhin globaler Leader zu sein – das Ziel „Erhaltung des übermässigen Konsums“ als Triebkraft hinter der Kriegspolitik der USA, auch wenn offensichtlich ist, dass angesichts Peak Oil, Peak Gas und Peak Uranium diese Strategie sehr schnell eine Sackgasse darstellt.
Letztlich führt nichts daran vorbei, dass sich die Welt auf eine Energieversorgung ausschliesslich aus erneuerbaren Energien in möglichst dezentraler Nutzung einzustellen hat, und dies möglichst rasch, und insbesondere auch gegen die massive Lobbytätigkeit der Energie- und Ressourcenwirtschaft! Sowohl ökologisch wie ökonomisch ist es eine nur mässige Herausforderung, bereits bis 2020 erhebliche Fortschritte zu erreichen und bis spätestens 2050 das Ziel zu erreichen, im übrigen unabhängig von der Frage, ob der Mensch das globale Klima in unzulässiger Art und Weise beeinflusst. Es ist mit Sicherheit auch für die USA vorteilhaft, statt menschliche, finanzielle und ökologische Ressourcen in Kriegen zu verheizen, diese Kräfte für eine Ökologisierung der Energiewirtschaft einzusetzen. Denn: wenn Staaten wie der Iran Oel, Gas und Uran nicht mehr zu Phantasiepreisen auf dem Weltmarkt loswerden können, wird auch das politische Gewicht dieser Ressourcen unbedeutend!
Wer wie US-Senator Joe Liebermann den Krieg gegen den Iran herbeischwatzt, propagiert die Fortsetzung der Sackgasse des übermässigen ökologischen Fussabdrucks und verschliesst sich einer ökologisch orientierten Zukunftsentwicklung, die nicht mehr auf den Verbrauch endlicher, „fossiler“ Ressourcen aus politisch heiklen Weltgegenden angewiesen ist. Oder anders: der Ressourcenhunger der USA fördert letztlich despotische, diktatorische Systeme, fördert insbesondere auch den „Terrorismus“, welchen die USA zu bekämpfen vorgibt, letztlich also ein Teufelskreis. Irak, Afghanistan, (hoffentlich nicht) Iran, das unermessliche Leid bei den BewohnerInnen dieser Länder, bei den SoldatInnen, ihren Angehörigen: letztlich der Preis für einen „Wohlstand“, den sich die Welt gar nicht leisten kann!
Auch die Zivilgesellschaft in Ländern mit übermässigem ökologischem Fussabdruck ist gefordert; dazu gehört auch die Schweiz. Es führt kein Weg an einem Lebensstil der freiwilligen Einfachheit vorbei – den LOVOS gehört die Zukunft!