Technologischer Quantensprung versus Kollaps?

Mit dem Artikel „Der Ausweg aus der Malthus-Falle liegt in Ostasien“ weckt TA-Ostasien-Korrespondent Christoph Neidhart Hoffnung auf einen technologischen Quantensprung zur Abwendung des Kollaps der Erde. In der WOZ schaut Bettina Dyttrich zuerst 36 Jahre zurück auf die „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome, um festzustellen, dass die Grundaussagen des Buches nicht widerlegt sind. Und mit Blick auf die Zukunft pessimistisch festzuhalten: Die globalen Probleme sind so gross geworden, dass es keine Instanzen mehr gibt, die sie lösen könnten.

 
Zwei Artikel vom gleichen Tag in unterschiedlichen Medien zeigen das Spektrum individueller und öfffentlicher Meinungen bestens auf.

Einerseits – auch angesichts der Geschichte, die den Malthus-Pessimus widerlegte – die Hoffnung, dass immer wieder eine Lösung geben wird, eine Lösung allerdings, die nicht durch jene herbeigeführt wird, die für die Entwicklung hin zum Kollaps verantwortlich waren. Als Zeichen dieser Hoffnung interpretiert Christoph Neidhart die Aussage eine Venture-Kapitalisten aus den USA, dass er in China in Alternativenergie-Startups investiere.

Andererseits die Befürchtung, dass Technologie-Hoffnungen den Blick auf die realen Probleme – zum Beispiel die Folgen der exponentiellen Zunahme zum Beispiel des Ressourcenverbrauchs – verstellen. Ziemlich sarkatisch meint beispielsweise Bettina Dyttrich, dass der Glaube, mit ein paar Solarzellen und Windturbinen gehe es schon irgendwie, fatal sei.

Es stellt sich vorerst die Frage, ob tatsächlich die Geschichte den Malthus-Pessimismus widerlegt hat. Denn: auf die Theorien von Malthus zu den bevorstehenden Hungersnöten wurde reagiert, und auch mehr als 200 Jahre nach Malthus hungert nach wie vor ein erschreckend hoher Anteil der Weltbevölkerung, und stirbt zum Teil sogar vor Hunger! Und weil die damaligen Reaktions-Massnahmen auf die Theorien von Malthus sehr direkt zum übermässigen Verbrauch von fossilen Energieträgern beigetragen haben, ist es durchaus legitim, davon auszugehen, dass Technologien nicht dauerhaft („nachhaltig“!) zur Lösung der Probleme beigetragen haben.

Konsequenz: wenn dauerhafte Lösungen – zum Beispiel eine existenzsichernde Begrenzung der menschgemachten Klimaveränderungen – erreicht werden sollen, braucht es immer sowohl technologische Quantensprünge als auch Veränderungen in den Köpfen der Menschen, nur schon darum, damit die Effizienz-Steigerungen nicht durch zusätzliche Nachfrage überkompensiert werden (Rebound-Effekt)!

Aus 2kwblog.umweltnetz.ch