Die heutige Verkehrspraxis kann unter keinem Gesichtspunkt als nachhaltig bezeichnet werden. Der Verkehr trägt in erheblichem Umfang zum übermässig grossen ökologischen Fussabdruck der Menschheit bei. In ausgeprägtem Mass ist der motorisierte Individualverkehr, geprägt durch mit fossilen Treibstoffen betriebenen Verbrennungsmotor-Fahrzeuge, bestimmend für die übermässige Umweltbelastung des Verkehrs. Der Skandal um die Software-Manipulation bei der Steuerung von VW-Dieselmotoren ist durchaus als Fingerzeig zu verstehen, dass derartige Verbrennungsmotoren definitiv und ausschliesslich ins Museum gehören, und zwar möglichst schnell.
Es ist aufgrund zahlreicher Indikatoren offensichtlich, dass der Verkehr in erheblichem Umfang nicht nachhaltig ist. Der Verkehr ist zu vermindern, um die Mobilität zu erhalten (Original von Udo J. Becker). Danach sind in erster Linie Verkehrsmittel zu bevorzugen, die nachweislich die geringsten Umweltbelastungen verursachen. Im Wesentlichen ist alles darauf auszurichten, dass Menschen mit den zur Gesundheitsvorsorge empfohlenen 7000 täglichen Schritten die Bedürfnisse der Alltagsmobilität abdecken können. Die Füsse, das Velo, der öffentliche Nahverkehr müssen den grössten Anteil der zurückgelegten Wege und Strecken übernehmen.
Autos mit Verbrennungsmotoren sind zu laut, sie verursachen Luftverunreinigungen in erheblichem Umfang, sie beanspruchen zu viel Platz (sie sind zuerst Stehzeuge, und ausnahmsweise auch mal Fahrzeuge), sie stossen zuviel an Treibhausgasen aus. Aus einer Informationsseite der Automobilbranche: Knapp 80 % der Kraftstoffenergie gehen ‚verloren‘.
Auch wenn mindestens 95 % aller Autofahrten vermieden werden könnten, durch Verkehrssparen, Alternativen, mehr Denken beispielsweise, wird ein kleiner Bedarf verbleiben nach einem angetriebenen individuellen Verkehrsmittel. Elektrische Fahrzeuge, die mit aus erneuerbaren, nachhaltig nutzbaren Quellen produziertem Strom angetrieben werden, mit Batteriekonzepten, die bezüglich des Rohstoffeinsatzes dem Grundsatz von der Wiege zur Wiege entsprechen, sind bereits heute grundsätzlich verfügbar.
Ich stelle seit etwa 20 Jahren Endlosschleifen bei den Diskussionen über die besten Antriebstechniken für Fahrzeuge fest. Ich habe ein gewisses Verständnis dafür, dass insbesondere die deutsche Automobilindustrie aus geschichtlichen Gründen an den Verbrennungsmotoren hängt. Andererseits ist aber festzuhalten, dass selbst hoch entwickelte Gesellschaften (und dies zu sein behaupten ja die Staaten in Mitteleuropa und Nordamerika von sich) nicht in der Lage sind, eine Vielzahl von Antriebstechnologien sowohl dauernd zu optimieren als auch neu zu entwickeln.
Wenn die Verbrennungsmotoren so rasch als möglich dorthin gelangen sollen, wo sie hingehören, nämlich ins Museum, braucht es endlich einen gesellschaftlichen und technologischen Konsens: spätestens in fünf Jahren werden nur noch Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotor, idealerweise solche mit Elektromotor, verkauft – Occasionsautos dürfen noch fünf Jahre länger auf dem Markt bleiben. Mit der Konzentration auf eine Technologie werden die Voraussetzungen geschaffen, alle verfügbaren Kräfte und Ressourcen etwa in der Forschung auf diese Technologie auszurichten. Damit wird ein massiver Innovationsschub ausgelöst, welcher dazu beitragen kann, die offenen Punkte zu klären und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Und parallel dazu ist politisch und zivilgesellschaftlich dafür zu sorgen, dass deutlich weniger Wege und Strecken erforderlich sind, um im Alltag mobil sein zu können.