Ein hysterischer Kompromiss verknurrt die ZürcherInnen dazu, in der Innenstadt viel zu viele Parkplätze zu erdulden – eine massive Einschränkung der Lebensqualität der BewohnerInnen dieser Stadt. Wenn nun Gewerbler – offensichtlich entgegen den Fakten – behaupten, dass der hysterische Kompromiss nicht eingehalten werden, haben diese offensichtlich die Zeichen der Zeit nicht verstanden.
Wie viele Parkplätze braucht es in der Innenstadt von Zürich? Eigentlich keine, respektive einige ganz wenige Behindertenparkplätze. Jeden Tag demonstrieren hundertausende InnenstadtbesucherInnen vor, dass die Innenstadt von Zürich geradezu ideal ohne das eigene Auto erreicht werden kann. Der öffentliche Verkehr, das Velo, die eigenen Füsse reichen bei weitem aus! Oder wie Conradin Stiffler, Miteigentümergemeinschaft Sihlcity, im Auto-Anzeiger, früher Tages-Anzeiger vom 18.3.2008 ausführt: Die Behauptung, dass Kunden, die mit Tram oder Bus anreisen, weniger Geld ausgeben als die anderen, stimmt nicht.
Dies heisst: für die LadeneigentümerInnen spielt es schlicht keine Rolle, wie die KundInnen zum Laden kommen. Auf jeden Fall gibt es keinen Zusammenhang zwischen Parkplätzen und Umsatz!
Gewerbler haben offenbar den Eindruck, dass sie aus ideologischen Gründen für immer noch mehr Parkplätze eintreten müssen. Nehmen Sie endlich zur Kenntnis, Damen und Herren VerkäuferInnen: viele der KundInnen, sogar immer mehr, kommen auch ohne Auto zu Ihnen in den Laden, und sie sind aus Ueberzeugung und/oder Einsicht nicht mit dem Auto unterwegs! Wenn Sie also weiterhin so verbissen um noch mehr Parkplätze kämpfen, vergraulen Sie einen immer höheren Anteil an KundInnen!
Zudem: die ZürcherInnen haben sich am 30. November 2008 dafür entschieden, die Verantwortung wahrzunehmen. Die ZürcherInnen haben sich mit 76.4 % Ja-Stimmen-Anteil für die 2000-Watt-Gesellschaft entschieden; dies ist unter anderem verbunden mit einer massiven Reduktion des Ausstosses von Treibhausgasen. Liebe Lädeler, ein erheblicher Teil dieser Treibhausgase stammt aus dem Autoverkehr. Wer noch mehr Parkplätze verlangt, treibt den Ausstoss der Treibhausgase an!
Vorschlag für einen Zukunfts-Klimaschutz-Pakt: Die Parkplatzzahl in der Innenstadt wird endlich reduziert, um beispielsweise 5 Prozent pro Jahr, bis ein Stand von höchstens 30 % gegenüber 1990 erreicht ist. Die LadenbesitzerInnen werben aktiv für das Einkaufen ohne Auto. Nicht nur in der Innenstadt werden weitere Strassenzüge ausschliesslich für ÖV und Langsamverkehr reserviert.
Wie die absurden Behauptungen zu den Parkplatzzahlen zeigen, sind die Geschäftsbesitzenden noch weit von einem verantwortungsbewussten Verhalten entfernt! Hier muss noch einiges passieren.
Als kleine Illustration: auf der Internetseite der City Vereinigung Zürich gibt es in der Navigationsspalte links den Anker „Parkieren in Zürich“ – es fehlt der Link zum Beispiel zum VBZ- oder ZVV-Fahrplan. Da gibt es noch einen erheblichen Verbesserungsbedarf Richtung klimabewusste Verantwortungswahrnehmung!
Nachtrag: 12.9.09
Andreas Kyriacou titelt zum gleichen Thema: Mehr Innovation, nicht mehr Parkplätze, ist gefragt! Die Kreativitätsbörse für autofreies Shoppen ist eröffnet, denn: Shoppen in autofreier Umgebung ist deutlich attraktiver als entlang der Autostrassen.
Und im Auto-Anzeiger, früher Tages-Anzeiger vom 12.9.2009 werden ganz andere Parkplätze im Shopping-Bereich gefordert: zwar auch Langzeit- und Kurzzeit-Parkplätze, aber nicht für die Autos, sondern für die KundInnen. Denn: Shoppen ist anstrengend, Shoppen ist nicht für alle ShopperInnen gleich interessant, also braucht es attraktive Räume, wo sich KundInnen kurz oder eben auch mal lang niederlassen können.
Nachtrag 28.10.09
Die Stadt Zürich hat gezählt, hat dargelegt, wie die Unterschiede zur eigenartigen Zählung der IG Pelikan zustande kommen – und belegt, dass trotz hysterischem Kompromiss viel zu viele Parkplätze in der Innenstadt liegen. Ganz einfach: wer trotz allem auf noch mehr Parkplätzen besteht, ist ein verantwortungsloses Klimaschwein! Das Geschäftsmodell „Parkplatz als Umsatzbringer“ hat gerade in Städten ausgedient!
Erste Fassung 8.9.09
Danke fürs Ausgraben des Stiffler-Zitats! Konnte ich bestens gebrauchen.
Auf 20 Minuten kann man nun übrigensfürs Ringtram stimmen.