Toni Brunner, nationaler SVP-Parteipräsident, sieht die SVP (und sich selbst?) auf der Sonnenseite. – Sonnenseite? Was meint Herr Brunner genau?
Hat dies damit zu tun, dass der Milliardär und Autokrat Alt-Nationalrat Christoph Blocher für sich und auch für die SVP Abstimmungsergebnisse kauft (z.B. 4 Mio Fr. für das knappe Ja zur Ausschaffungsinitiative)? Geht es vielleicht darum, dass die SchweizerInnen einen massiv übermässigen ökologischen Fussabdruck haben, zulasten der Menschen in anderen Weltgegenden und zulasten zukünftiger Generationen – und dass die SVP auf diesen verantwortungslosen Überfluss erst noch stolz ist? Oder ist dies endlich die Botschaft, dass die SVP, getreu dem Mörgeli-Sünneli-Partei-Logo, endlich auf erneuerbare Energien statt auf die nicht-nachhaltige Atomenergie setzt? Es ist zu befürchten, dass dies Toni Brunner anders meint: er verbindet die scheinbaren Erfolge seiner Partei – Abstimmungs- und Wahlergebnisse – mit dem Phänomen der Sonne, der natürlichen Energie- und Lebensspenderin, so quasi als verdienter Erfolg für vermeintlich gute Arbeit – Toni Brunner versteht die Erfolge der SVP als Vorbestimmtheit.
Die SVP hat den aktuellen „Erfolg“ den Millionenbeiträgen ihrer Chef- und Vizechefmanipulatoren zu verdanken, den oberflächlichen, populistischen Lösungsvorschlägen für nicht vorhandene, aber herbeigeschwatzte Fragestellungen. Der Erfolg der SVP hat auch damit zu tun, dass sich diese Partei um die realen und brennenden Fragestellungen dieser Zeit nicht kümmert, und sich somit nicht mit echter Lösungsfindung zu beschäftigen hat. Kurz gefasst: die SVP hat darum Erfolg, weil sie sich selber als ZechprellerIn versteht (und nicht einmal für das In-der-Sonne-Stehen“ bezahlt) und ihren WählerInnen Vorteile aufgrund dieser Zechprellerei verspricht.
Wer sich wie Toni Brunner auf die Sonne bezieht, sollte sich zumindest gedanklich mit der Bedeutung der Sonne für das Leben auf der Erde auseinandersetzen.
Die Sonne scheint für alle Menschen auf dieser Erde, und es gehört auch die Nacht ohne Sonne dazu. Nur am Nordpol und am Südpol dauert der Sonnentag sehr lang – immerhin ein halbes Jahr. Aber dafür gibts dann ein halbes Jahr Nacht (dies soll in Schattenhalb, dem Heimartort von SVP-Manipulator Christoph Blocher, offenbar ähnlich sein). Nur wer meint, auf einer Scheibe zu wohnen, kann sich dauernd auf der Sonnenseite wähnen. Die Sonne ist geradezu das Symbol für Veränderung – im Gegensatz dazu steht die SVP für Starrheit.
Die von der Sonne auf die Erde eingestrahlte Sonnenenergie ist um Faktoren grösser als der Energiebedarf der Menschheit. Auch wenn diese Energie gratis ist, die Technologie für die Nutzung der Sonnenenergie in ihren diversen Erscheinungsformen ist es nicht. Weil die SVP auf Atomenergie und auf fossile Brenn- und Treibstoffe setzt, versteht sie offenbar die Botschaft der energiesparenden Sonne nicht: eine nachhaltige Energieversorgung ist ausschliesslich mit erneuerbaren Energien möglich! Wenn die SVP angesichts ihrer aktuellen Energiepolitik auf das Mörgeli-Sünneli-Logo setzt, lässt sie erkennen, dass sie schlicht keine Ahnung von Energiepolitik hat.
Die Sonne ist ein Symbol der Freude – damit ist nicht die Schadenfreude der SVP gemeint, etwa sichtbar in der ausschliessenden und ausschaffenden tagtäglich vorgelebten Frustration der SVPlerInnen. Weil die Sonne für alle Menschen scheint, ist die Sonne somit auch ein Symbol der Egalität, ausgedrückt in den Erkenntnissen der Aufklärung, zum politischen Programm gemacht im Rahmen der französischen Revolution. Mit ihrer Politik stellt sich die SVP gegen die Erkenntnisse der Aufklärung, verkennt die Relevanz des politischen Programms der französischen Revolution Gleichheit, Freiheit, Geschwisterlichkeit. Die SVP versteht somit die Sonne etwa so, wie dies auch die vorrevolutionären Sonnenkönige verstanden haben.
Die Sonne, auch als Symbol, ist Allgemeingut – mir scheint, dass das SVP-Verständnis der Sonne einem ziemlich verqueren und nicht nachvollziehbaren Weltbild entspricht (siehe oben: es scheint, als wäre für die SVP die Erde eine Scheibe).