Wir wollen erfolgreiche Solarprojekte!

Manchmal werden Projektideen vorgestellt, die nur misslingen können. Bei Solarprojekten wollen wir allerdings nur erfolgsversprechende Projektideen!

Als ich das erste Mal etwas über die Projektideen für ein riesiges Solarprojekt auf dem Gemeindegebiet von Grengiols im Kanton Wallis hörte, war mir klar, dass dieses Projekt in dieser Form keine gute Zukunft haben würde.

Fünf Quadratkilometer gross im Saflischtal wurde als Dimension genannt. Eine kleine Recherche zeigte, dass auch das Saflischtal im Gebiet des Landschaftsparks Binntal liegt. Rund 165 Quadratkilometer gross ist dieser Landschaftspark; das Solarprojekt würde nur – oder immerhin? – etwa drei Prozent der Fläche dieses Parks ausmachen. Hätten die Projekt-Ideeatoren diesen Landschaftspark in ihrer Kommunikation erwähnt, wären die Erfolgsaussichten bereits grösser gewesen.

Zu lange geschlafen – darum jetzt Positivplanungen!

Es ist leider eine Tatsache, auch die Geschichte der Sonnenenergie-Nutzung zeigt das Versagen ganzer Generationen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung. Genau dies führt allerdings zu wesentlich erhöhten Anforderungen an Projektideen. Selbst dann ist nämlich dafür zu sorgen, dass Projekte realisiert werden, die einem vielfältigen Strauss von Anforderungen genügen. Denn nachhaltige Entwicklung ist nicht eindimensional, sondern an einer plausiblen und nachvollziehbaren Gesamtbeurteilung mit einer Vielzahl von Kriterien ausgerichtet.

Die aufgrund des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine befürchtete Strommangellage hat in gewissen Kreisen den Rückfall von der umfassenden Nachhaltigkeitssicht auf eine eindimensionale winterliche Stromproduktionsleistungsoptik gefördert. Dies würde allenfalls dann taugen, wenn ein einzelnes derartiges Projekt die Befürchtungen ausschliessen könnte.

Sehr schnell wurde klar, dass es eine Vielzahl von solchen Anlagen braucht – spontane Projektideen führen da nicht weiter. Denn mit relativ wenig Zusatzaufwand ist es möglich, die am besten geeigneten Anlagenstandorte durch eine breit verstandene Positivplanung zu ermitteln.

Wir brauchen viele viele Solarprojekte

Jürg Rohrer, Leiter Forschungsgruppe Erneuerbare Energien, Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, Wädenswil, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat in einem Interview mit der Wochenzeitung (Ausgabe 1. Dezember 2012) festgehalten: «Ich setze mich vehement dafür ein, dass man nicht einfach nach dem Motto «De Schneller isch de Gschwinder» vorgeht, sondern klare Kriterien definiert. Ein Kriterium muss die Biodiversität sein, ein anderes die Finanzierung und die Wirtschaftlichkeit – damit man die Förderung auch effizient einsetzt. Ein weiteres die Umweltbelastung: beispielsweise die ganzen grauen Emissionen im Zusammenhang mit dem Bau und dem Rückbau einer Anlage.»

Dazu gehört auch, dass bei Solaranlagen das «UND» massgeblich ist: Auf und an Gebäuden, auf und an Infrastrukturanlagen, Freiflächen, ebenso Agri-Fotovoltaik-Flächen, alles möglichst nahe bei bereits erschlossenen Gebieten, Verfügbarkeit von Kapazitäten von Stromleitungen, Speichermöglichkeiten, das sind unter anderem zu berücksichtigende Aspekte bei einer Positivplanung von Solaranlagen.

Solar-Projektideen sollten wachsen, nicht schrumpfen!

In einem etwa im März 2023 vorgestellten nächsten Projektierungssschritt wurde Grengiols-Solar von 5 auf 3.4 Quadratkilometer Flächenbeanspruchung reduziert. Im danach folgenden Projektschritt im Mai 2023 erfolgte eine Reduktion auf noch einen Quadratkilometer!

Bei zukunftsfähigen Projekten ist die Sache klar: neben der Positivplanung sind Projekte so anzudenken, dass realistische Grössen den Projektrahmen vorgeben – mit der Absicht, das Projekt im Verlaufe der Konkeretisierung allenfalls zu vergrössern.

Dies funktioniert nur, wenn es gelingt, das Projekt mit «Positive Fiction» zu koppeln! Es ist erforderlich, derartige Projekte mit Geschichten über die erfolgreiche nachhaltige Energiezukunft in Verbindung zu bringen.

Nur: selbst die deutlich reduzierte Anlage ist nach wie vor umstritten. Als gute Projektidee kann Grengiols-Solar noch nicht wirklich gelten.

Oder werden gewisse Solarprojekte von der Atomlobby instrumentalisiert?

Dass Grengiols-Solar eher ein Projektgespinst als ein ernsthaftes Projekt war, war von Anfangt an klar. Spätestens diverse Kommentare zum Projektstand Mitte Mai 2023 lassen die Vermutung aufkommen, dass da zum Beispiel die Atomlobby dieses Solarprojekt instrumentalisiert haben könnte.

Einige Zitate dazu:

economiesuisse titelte am 17. Mai 2023: «Grengiols-Solar – von der grossen Euphorie über das Pionierprojekt bleibt nicht viel übrig – das Projekt wird 20x kleiner als geplant.»

Der Sonntagszeitung-Titel vom 21. Mai 2023 lautete: «Kommentar zu Grengiols und Klimaschutz – Alpines Solarkraftwerk: Symbol einer desaströsen Energiepolitik».

«Desaströse Energiepolitik« trifft es allerdings in keiner Art und Weise, denn die Untauglichkeit der ursprünglichen Projektidee war von Anfang an klar.

Die Botschaft ist klar: einmal mehr wird «Solar» mit «destaströs» wegen des absehbaren Scheiterns einer unüberlegten Projektidee in Verbindung gebracht. Da werden negative Geschichtenen erzählt; Absicht davon kann nur sein, die Atomenergie im Gespräch zu halten (wie dies ja auch Frankreich tut).  

Wir wollen erfolgreiche Solarprojekte! Das funktioniert nur mit Positivplanungen verbunden mit Erzählungen über gelingende Solarprojekte!


Und: es braucht auf und an geeigneten Gebäuden, an und auf geeigneten Infrastrukturanlagen konzeptionell und baulich gelingende Solaranlagen, und dies so rasch als möglich – für Solarwärme und für Solarstrom! Wir alle wollen dies!

Ein Gedanke zu „Wir wollen erfolgreiche Solarprojekte!“

  1. Nachdem wir, unsere Generation ü60, trotz besten Wissen, 40 Jahre PV-Förderung (politisch absichtlich) verschlafen haben, pressiert es nun. Grosse Anlagen gehören dorthin, wo auch der Strom effizient eingespiesen werden kann, wie im Bericht gut beschrieben. Es dürfen, wegen der Eile, auch Alpgebiete in der Nähe von bestehender Infrastruktur ideal sein. Mit der wegen der Schneehöhe nötig hohen Aufständerung und beschattungsverhindernden Abständen zwischen den fast senkrecht montierten Panelen dürfte das sich sogar mikroklimatisch positiv auswirken: Panele wirken als Schneefänger, und Schnee bleibt wegen dem Schattenwurf etwas länger liegen.

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