Veloverkehrt-Politik ist in Zürich Standard. Beleg dafür, dass in Sachen Velo ziemlich alles verkehrt «fährt», ist der dümmste politische Vorstoss 2017: ein potenziell kategorisches Fahrverbot für Velos!
Weil die Auto-Propaganda-Lobby-Organisationen SVPFDPCVP keinen Milliter Strassenraum aufgeben wollen, haben in Zürich FussgängerInnen-/VelofahrerInnen-Mischzonen Hochkonjunktur. Nun sind solche Mischzonen eigentlich ein kategorisches No-Go, denn Velofahrende und Zu Fuss gehende haben derart unterschiedliche Bewegungsmuster, dass dies einfach nicht zusammenpasst. Ich bin selber ausschliesslich zu Fuss und mit dem Velo unterwegs (und eher selten mit dem öffentlichen Verkehr), ich kann dies also aus beiden Perspektiven beurteilen. Ich kann zwar als Velofahrer recht gut antizipieren, wie sich zu Fuss gehende bewegen dürften, was allerdings zur Vermeidung von Kollisionen mein Fahrtempo deutlich verlangsamt und viele Wechsel vom rechten zum linken Rand (oder umgekehrt) der Verkehrsmischfläche bedeutet. Ich realisiere dabei allerdings, dass viele zu Fuss gehende trotz reichlichem Abstand überrascht bis erschreckt/empört sind, wenn ich sie überhole. Am Ärgsten verhalten sich jene zu Fuss gehende, die offensichtlich temporär ausgestiegende Autofahrende sind. Wenn ich selber zu Fuss unterwegs bin, rege ich mich selber regelmässig über echt oder vermeintlich rücksichtslose Velofahrende auf. Ganz einfach: Mischzonen sind Mischtzonen, weil sie Konfliktzonen sind. So geht es definitiv nicht.
Mit dem dümmsten Gemeinderatsvorstoss 2017 sollen nun zentrale Mischzonen zumindest versuchsweise für Velofahrende gesperrt werden – und dies, ohne verkehrliche Alternativen anzubieten. Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass es diese verkehrlichen Alternativen an vielen Orten in Zürich schlicht nicht gibt (der Vollständigkeit halber: genau dies unterscheidet Zürich von Kopenhagen oder München). Die Dumm-Botschaft ist offensichtlich: Die Postulierenden lassen verkünden, dass Velofahrende aus ihrer Sicht nichts in der Stadt zu suchen haben! Und dies ausgerechnet im Jubiläumsjahr «200 Jahre Velo».
Derartige Dumm-Vorstösse lassen erkennen, dass das Velo tatsächlich ein intelligentes Verkehrsmittel ist. Mit Sicherheit trifft dies für die Autos, die den höchsten Platzanspruch stellen, nicht zu (dies gilt sowohl für Autos mit Verbrennungs-/Explosionsmotor wie für Autos mit Elektroantrieb). Oder anders: Diese Dumm-Politik ist ein offensichtlicher Nudge (Schubser) für noch mehr Autofahren!
PS: Politik und Verkehrsrealität, die ausschliesslich die Rücksichtnahme der Velofahrenden einfordern, sind sackgassig, weil damit zum Ausdruck kommt, dass nicht auf die Velofahrenden Rücksicht genommen wird.
Es braucht endlich eine klare politische Haltung zur Verkehrsentwicklung. Aus diversen Gründen ist offensichtlich, dass eine zukunftfähige Verkehrssituation nur möglich ist, wenn deutlich weniger Auto unterwegs sind (respektive hauptsächlich herumstehen). Offensichtlich ist schon lange, dass Autos nur mit dem «Recht auf Unvernunft» begründbar sind – ausser in Städten für maximal fünf Prozent der heutigen Fahrten. Solange nicht am Denkverbot Auto gerüttelt werden kann/darf, ist eine nachhaltige Verkehrspolitik nicht realisierbar. Es braucht die klare Aussage, dass in Städten der Autoverkehr deutlich reduziert werden muss, dass also Autofahren die Ausnahme und nicht mehr die Regel sein soll.